Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
The Tears And Drops Chicago Blues Band
„The Tears And Drops Chicago Blues Band“ zeigte am Samstag nach sechs Jahren im Owei ein weiteres Mal, wie schwarze amerikanische Musik sein kann: ekstatisch, eruptiv, schweißtreibend, wohlige Schauer erzeugend, gänsehautgenerierend. Der sich fälschlicherweise „Blues“ nennende, gemütlich einlullende Bauernstampf, der einem mit unverständlichem Erfolg hierzulande fast unentrinnbar die Ohren zukleistert, wurde (leider nur – aber wunderbarerweise) für ein paar Stunden aus dem Universum verbannt.
Kusche und seine Band spielte einfach hinreißend gut, aus einem Guss, virtuos, mit Soli (Gitarre, Altsaxophon und Keyboards), die einem den Mund offenstehen ließen, mit einem Schlagzeug-Bass-Groove, der während des gesamten Konzerts druckvoll auf den Punkt gebracht war, kurz: Das Quintett musizierte besser als je zuvor und brachte zumindest einen Gast fast zum Ausflippen.
Michael Kusches schwarze Stimme und seine Gibson, die klingt, als würde sie B. B. King selbst zum Singen bringen, sind legendär. Was die elektrisierten Zuhörer jedoch spüren konnten, war „Kusches Herz“: Der charismatische Sänger probierte bereits 2005 unter eben diesem Projektnamen, eigene Stücke zu präsentieren. Damals wagte er den Versuch, Bluestexte in seiner Muttersprache zu schreiben. Das konnte nicht funktionieren, weil das Deutsche einfach nicht zur Musik von versklavten, der Heimat beraubten, in eine fremde Welt geworfenen und später unterdrückten Menschen passt und sich stattdessen leider anfühlen muss wie ein T-Bone-Steak zwischen zwei Nürnberger Lebkuchen. Das hat Kusche verstanden.
In der Kneipenbühne legte er mit seinen treuen Mannen Big „Blackhat“ Helmer, Andy Weidner, Erwin Cerny und Bertram Höfler seine Lebensphilosophie, seine Erkenntnisse, seine Empfindungen auf englisch über einen – wie Frank Zappa sagen würde – „lightly extended Blues“ und machte es richtig.
Alles gelang diesmal wie von Zauberhand ohne Wenn und Aber; oder besser gesagt: es gedieh mit Gefühl und Verstand.