Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Rauschzeichen
In den 80er-Jahren hat sich die einst so starke Liedermacherei in Deutschland ad absurdum geführt, ist entweder auf Schlagerniveau abgerutscht oder hat sich in weinerliche Nabelschauen selbst-versenkt. Neuerdings gibt es eine Tendenz, die jene ehrwürdige Kunst hoffentlich demnächst wie einen Phönix aus der Asche wiederauferstehen lässt. Für die – nach eigenen Worten – „Gute Sache“ steht und kämpft das Duo „Rauschzeichen“ (Robert Rausch und Floh Söllner). Die beiden Sänger und Gitarristen, zuletzt in der leider sehr spärlich besetzten Kneipenbühne zu erleben, brillieren mit ebenso klugen wie gefühlvollen und grundehrlichen Liedertexten, zeigen bei politischen Inhalten geradlinige Sichtweisen, stellen hin und wieder einen engen Bezug zum altehrwürdigen Protestliedsänger Franz-Josef Degenhardt († 2011) her oder gehen – etwa im Song „Freizeitrevoluzzer“ – unerhört neue Wege. Dabei ist das Ganze auch musikalisch nicht ganz ohne, etwa wenn sie mit traumhafter Sicherheit oktaviert unisono singen. Sie sorgen zudem für enormen Variantenreichtum, weil sie stimmlich, instrumentell und inhaltlich sehr unterschiedlich sind. Damit kokettieren sie, wenn sie in witzigen Verbaleinwürfen zum Vergnügen des begeisterten Publikums vorgeben, dass sie sich nicht ausstehen können.