Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Titus Waldenfels Band
Von Gustav Gründgens (Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da) über Element of Crime (Ich kann warten) bis Manu Chao (Mano Negra), von Lilian Harvey (Irgendwo auf der Welt) über deutsches Volksliedgut (Ich weiß nicht, was soll es bedeuten) bis Bob Dylan (When The Deal Goes Down) und J. J. Cale (They Call Me The Breeze) reichte das schier unerschöpfliche Repertoire der Titus Waldenfels Band, die vor den Ohren der begeisterten Zuhörer am Samstag einen akustischen Urwald entstehen ließ, dessen Artenvielfalt einen mehr und mehr staunen ließ, je tiefer die Expedition vordrang. Es wirkte ungemein charmant, wie die beiden Vollblutmusiker Titus Waldenfels und Michael Reiserer ihre Musikinstrumente bedienten. Man merkte den beiden Profis, die im Schnitt 170 Auftritte pro Jahr absolvieren, nämlich zu keinem Moment an, dass sie abgeklärte Routiniers sind – im Gegenteil: alles schien immer wieder frisch erfunden zu werden, für den jeweiligen, einmaligen, magischen Moment – jenen Drahtseilakt, der blind und ohne doppelten Boden ausgeführt wird.
Man muss das gesehen haben, wie Waldenfels ein wüst-virtuoses Resonatorgeigen-Solo spielt und gleichzeitig mit den Füßen einen einsaitigen E-Bass „tritt“ in einem Groove und einer Tonsicherheit, die nichts zu wünschen übrig lassen. Man traut den Augen nicht, wenn Reiserer seinen relaxten Gesang mit Akkordeonklängen unterlegt und gleichzeitig ein bemerkenswertes Einhand-Schlagzeug spielt. Waldenfels’ Gitarrenkunst ist eine Offenbarung, erinnert sie doch ein ums andere Mal an jene musikalischen Abenteuer, die Ry Cooder zusammen mit Manuel Galbán einst auf der wunderschönen, leider relativ unbekannt gebliebenen Scheibe „Mambo Sinuendo“ unternahmen.
Geschmackvoll gesetzte Farbtupfer wie singende Säge, Stylophon oder Bass-Mundharmonika ergänzten das Gesamtbild, das durch den Bluesharpspieler Hannes Gerber adäquat kontrapunktiert wurde.