Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2017 21.10.

Sigi Finkel und Haja Madagascar

Sigi Finkel ist in O’wei ja kein Unbekannter. Zweimal trat er in den vergangenen zehn Jahren mit dem Sänger und Balafonspieler Mamadu Diabate (Burkina Faso) hier auf, einmal bei einem hochspannenden Soloabend. Immer konnte er sein Publikum mit umwerfendem Charme, Virtuosität und sympathischer Bescheidenheit überzeugen und begeistern. 
Am vergangenen Samstag  hatte er Haja an seiner Seite, einen Saitenzauberer aus Madagaskar, der allein schon mit seiner positiven Ausstrahlung die Zuhörer für sich einnehmen konnte. Was er aber auf der Gitarre, der traditionellen madegassischen Kabosy und der Walicha zauberte (die Instrumente allein schon waren für die Augen eine Sinnesexplosion), spottet jeder Beschreibung. Nun ja, ich versuch’s trotzdem. Sein Spiel war groovig, eruptiv, stilsicher, geerdet, spannend, meisterhaft … es gibt bestimmt noch eine Menge anderer positiver Adjektive, die Hajas musikalische Qualitäten charakterisieren können: kurz – er war einfach phantastisch. Selbstverständlich befand sich Sigi ständig auf Augenhöhe mit Haja, und sein Spiel auf Sopran-, Tenorsaxophon und einer westafrikanischen Flöte katapultierte das Auditorium auf Wolke sieben, auch wegen der Loopstation-Einlage, bei der so manchem der Mund offen stehen blieb. 
Der Abwechslungsreichtum tat also ein Übriges. Und wann gab es das schon einmal in der Kneipenbühne, dass bei der Zugabe so gut wie niemand auf seinem Stuhl sitzenblieb? Selten gingen Folklore, makellos jazziges Saxophon, Groove, Melodie- und Harmoniereichtum so perfekt zusammen wie am vergangen O’wei’-Samstag, der durchaus ein paar Gäste mehr vertragen hätte. Wer nicht da sein konnte: Pech – aber die beiden haben versprochen, noch einmal nach O’wei zu reisen. Wer keine Lust hatte zu kommen: Selber schuld, man kann niemanden zu seinem Glück zwingen.