Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2012 19.05.

Ida Erdinger – Spiegelwahrheiten

Amüsant und kurzweilig, gereift sowohl in musikalischer als auch inhaltlicher Hinsicht, so präsentierte sich am Samstag die Parsberger Kabarettistin Ida Erdinger ihrem begeisterten Publikum, das in der Kneipenbühne den Beweis antrat, dass für eine erstaunlich große Zahl an Menschen ein Leben ohne Fußball durchaus denkbar ist. Nun ja, neunzig Prozent der Anwesenden waren weiblich. Das mag aber auch an den Themen liegen, die von der Solistin angeschnitten wurden. Die reichten vom aussichtslosen Kampf gegen das Übergewicht und der Frage, ob es denn gescheit ist, den überhaupt führen zu wollen, bis zur Sehnsucht nach Zuneigung, Zärtlichkeit und Liebe, Inhalte, die durchaus emanzipatorisch eingefordert wurden. Damit aber erst gar keine Rührseligkeit aufkommen konnte, streute Ida herrliche Klamauk-Nummern ein wie etwa die Geschichte von der Nachbarin Bink und ihren Klamotten oder die vom Franzosen, der unbedingt eine Tigerwäsche braucht. Sehr angenehm wirkte, dass es Frau Erdinger keine Sekunde lang nötig hatte, zotig zu werden und geschmacklose Witze auf Kosten des anderen Geschlechts zu machen. Das Ganze rahmte sie musikalisch ein mit einer charmanten Auswahl an Ohrwürmern aus der Geschichte der Rockmusik, von Uriah Heeps „Lady in Black“ bis zu Bob Dylans „Knockin’ On Heaven’s Door“, die sie auf der Gitarre spielte und mit eindrucksvoller Gesangsstimme interpretierte. In ihren Spiegelwahrheiten – so der Titel des Abends – zog sie alle Register, war zärtlich, leise und nachdenklich, war schrill und laut und zeigte so nebenbei auch erstaunliche schauspielerische Fähigkeiten.