Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2012 12.05.

Gismo Graf Trio

Gismo Graf in der Kneipenbühne, welch ein Ereignis! Gismo ist ein 19jähriger Gypsy-Swing-Gitarrist, der gerade dabei ist, ganz unprätentiös der Weltelite dieses Genres den Rang abzulaufen. Mit welch einer Transparenz und Leichtigkeit er Stücke des immer noch richtungsweisenden Django Reinhardt interpretiert, ist einfach phänomenal. War Reinhardts Musik die europäische 30er-Jahre-Antwort auf den amerikanischen Jazz, so geht Gismo nun einen Schritt weiter: Außer, dass er mit gnadenloser Stilsicherheit eigene Kompositionen schreibt, die in Melodie und Harmonie ebenso empfindsam wie intelligent sind, hat er – wie schon vor ihm Biréli Lagrène – Charly Parkers Bebop für sich entdeckt. Allerdings, so locker und gefühlvoll wie er Birds „Donna Lee“ spielt, macht ihm das einfach niemand nach, zumal er an seiner Seite Joel „Kurako“ Locher hat, einen Kontrabassisten, der mühelos ganze Parker-Themen unisono im rasend schnellen Melodieduktus bewältigt: man muss das gesehen und gehört haben, sonst glaubt man es nicht. Kurako – der Rabe – behandelt in den Bass-Soli sein Instrument stets, als handele es sich um eine Gitarre, auf deren Griffbrett man ja bekanntlich mit den Fingern auf und ab flitzen kann, wenn man nur gut genug ist. Sieht man dem sympathischen Hutträger zu, vergisst man schnell, welch eine große Mensur und welch dicke Seiten ein Kontrabass hat.

Gismos stolzer Vater Joschi Graf sitzt an der Rhythmusgitarre und gibt mit seinem Swing, seinem Groove und den liebenswürdigen Ansagen den Takt an zu einer Musik, die vor Lebensfreude und Lust nur so strotzt und, obwohl schon beinahe hundert Jahre alt, Jahrzehnte davon entfernt ist, abgegriffen zu wirken.

Und während sich die Bayernfans vorm Fernsehen vor Bauchschmerzen krümmten, erlebten die Freunde der gepflegteren Unterhaltung einen Abend der Superlativen.