Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Tears And Drops Chicago Blues Band
Über ein volles Haus konnten sich die Kneipenbühnen-Macher freuen, als am vergangenen Samstag Michi Kusche und seine „Tears And Drops Chicago Blues Band“ das Klassenzimmer der Alten Schule zum Vibrieren brachte. Kusche ist ein Phänomen. Seine tiefschwarze Stimme und seine Art, Gitarre zu spielen, erinnern frappant an B. B. King. Dabei liegt es dem sympathischen Musiker fern, sein großes Vorbild zu imitieren, und selbst bei Nummern wie „The Thrill Is Gone“ oder „How Blue Can You Get“ merkt man: hier ist einer, der den Blues lebt mit jeder Faser seines Körpers, mit jeder Nuance seiner Seele, auch weil er viele sehr authentisch wirkende Eigenkompositionen zum Besten gibt, intensive, melodiöse, intelligente. Und so bricht er nicht nur eine Lanze für einen Musikstil, der bedauernswerterweise hierzulande seit Jahren von Drei-Akkorde-Schrubbern zu Tode geritten wird, nein, er bestreitet ein ganzes Turnier an der Seite von Big „Blackhat“ Helmer, einem grandiosen Pianisten, der groovt, dass die Fetzen fliegen, einem zuverlässigen Andi Weidner am Schlagzeug, der sich wie auch Bassist Bertram Höfler vornehm zurücknimmt, um genau den richtigen Raum für die Eruptionen seiner Mitmusiker Kusche, Helmer und last not least dem Altsaxophonisten Erwin Cerny zu schaffen. Phänomenal ist in diesem Zusammenhang die Dynamik der Truppe, deren Lautstärke auch einmal die einer fallenden Stecknadel unterschreiten kann: verblüffend, wie lautlos sich ein begeistertes Publikum verhalten kann, das ansonsten tobt und selbst nach dem drei-Stunden-Marathonkonzert noch nicht genug bekommen will.