Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2012 11.02.

Mia Pittroff

Bis auf den letzten Platz war das Oberweilinger Klassenzimmer gefüllt, als am Samstag die preisgekrönte ehemalige Poetry-Slamerin Mia Pittroff mit staubtrockenem oberfränkischem Humor und skurrilen Gedankengängen ihr Publikum begeisterte. Die junge Bayreutherin ist auf dem Weg, eine der ganz großen Kabarettistinnen Bayerns zu werden, denn sie beobachtet genau, regiert ebenso schlagfertig wie geschmackvoll auf ihr Publikum und vor allem: ihre Themen, die sich von Laminatfußböden über Buddhismusseminare und Baumwollsocken bis hin zum Einlösen von Sanifair-Gutscheinen spannen, sind hochgradig absurd und grotesk. So etwas kennt man bislang nur vom frühen Gerhard Polt, und es bleibt einem nicht selten die Luft weg, etwa, wenn sie ein „Buch mit Wurst“ vorstellt, dessen ellenlanger Titel mit „Figg diefer Reiseführer“ beginnt; und dann – das ist einer der unbestreitbaren, unnachahmbaren Höhepunkte des Abends, direkt nach der Pinkelpause – führt sie sehr sinnlich vor, wie geschmacklos zum Beispiel eine Tüte Kartoffelchips sein kann … Schwamm drüber. Ach ja: und singen kann sie auch; und sie kommt ohne jeden Spickzettel aus, auch wenn sie ellenlange Nonsens-Gedichte zum Besten gibt. Dass die Bayern1-Glossistin („Schmankerl – Fränkische Gschichten“) und Veranstalterin der Bamberger „Comedy Lounge“ seit Kurzem einen Preis nach dem anderen absahnt, versteht sich von selbst – und das natürlich nicht nur wegen ihres „scharmandn Dialeggds“, der einem ständig die Mundwinkel nach oben zieht und Lachtränen in die und aus den Augen treibt: bis zur letzten Zugabe. Wunderbar!