Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Surendra
Die Kneipenbühne, immer wieder für Neues und Ungewöhnliches offen, startete das neue Jahr mit Surendra (Lutz Strathmeyer), einem international renommierten Sitarvirtuosen, der seinem zahlreichen Publikum ein wenig von der Schönheit und Sinnlichkeit der ältesten Musik der Menschheit vermitteln konnte und durch den Klang der von ihm mit höchstem Können gespielten Königin der indischen Musik einen authentischen Zugang zu einer faszinierenden fremden Klangwelt eröffnete.
Seit Tausenden von Jahren werden die Ragas (zu deutsch: was das Gemüt einfärbt) von Lehrern an Schüler weitergegeben, die Schüler werden zu Lehrern und geben sie weiter und so fort. Die Musik, jenseits von Dur und Moll (die Oktave ist bei westlicher Musik in zwölf Halbtöne, in der indischen in zweiundzwanzig Shruti unterteilt), lebt von (Natur-) Stimmungen. So gibt es Morgen- und Abendragas, oder auch Kompositionen beispielsweise für den Regen. In der westlichen Welt gelangte das unbeschreiblich vielschichtige Instrument in den sechziger Jahren zu Ruhm und Ehre, als Popmusiker damit zu experimentieren begannen, allen voran der Beatle George Harrison als Schüler von Ravi Shankar, dem bekanntesten zeitgenössischen Musiker Indiens.
Surendra, der seinen indischen Musikernamen nach erfolgreichem Studium in Banaras-Hindu-University Varanasi erhielt, arbeitete unter anderem mit Nina Hagen zusammen. In Oberweiling stellte er Kompositionen aus verschiedenen Gegenden des indischen Subkontinents vor, etwa Musik aus dem Himalaya-Gebiet. Auch „Bangla Dhun“ stand auf dem Programm, ein Werk, das Ravi Shankar anlässlich des legendären „Concert for Bangladesh“ (1971) aufführte. An Lutz Strathmeiers Seite saß Benjamin Kroll, ein versierter Regensburger Schlagzeuger (bei den Gruppen Zwielicht und Sava), der an der meisterlich gespielten Tabla Surendras Sitar würdig unterstützte. Wie die Sitar, so ist auch die Tabla aufgrund ihres großen Klangspektrums mit nichts zu vergleichen, was die westliche Welt an Musikinstrumenten hervorbrachte. Benjamin Kroll beherrschte die oft komplizierten Rhythmusmuster und spielte sie mühelos und elegant – der Konzertabend läutete ein neues Kneipenbühnenjahr ein, während dem noch mehr unerhört exotische Konzerte zu erleben sein werden: im März etwa die mongolische Gruppe Egschiglen.