Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2011 15.10.

Percussion Mania

Der Auftritt von „Percussion Mania“ in Owei am vergangenen Samstag bedeutete einen weiteren (den fünften) Höhepunkt in der noch jungen Kneipenbühnen-Saison. Drei Virtuosen aus Burkina Faso brachten dem Kneipenbühnen-Publikum den faszinierenden Reichtum traditioneller westafrikanischer Musik nahe: Mamadu Diabate (Balafon, Dschembe, Lunga, Ngoni), Zakaria Kone (Djembe, Kora) und Abdulaye Dembele (Dundun).
Kora und Ngoni sind westafrikanische Doppelharfen und werden mit beiden Händen gezupft. Das Balafon ist eine Art pentatonisch gestimmtes Xylophon, die Lunga eine Trommel, die unter den Arm geklemmt wird; die Membran wird durch Armdruck mehr oder weniger gespannt: dadurch kann der Spieler die Tonhöhe bestimmen und mit seinem Instrument in seinem tonalen Heimatdialekt sprechen. Aber nicht nur die Melodieinstrumente vermittelten dem Zuhörer eine für europäische Ohren völlig andere Hörweise von Musik. Auf Djembe und Dundun (Trommeln) wurden mit traumhafter Treffsicherheit komplizierte und dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – mitreißende polyrhythmische Strukturen vorgestellt. Für musiktheoretische Aspekte war während des Konzertes aber nicht einmal ansatzweise Zeit; denn das einzige, was für die Musiker zählte, war die Lust zu musizieren und das Publikum in Verzückung zu versetzen; und das einzige, was für die Gäste zählte, war, sich treiben zu lassen und mit purer Lust zuzuhören.
Mamadu Diabate, der als Wahlösterreicher mit seinem charmanten wienerisch-afrikanischen Akzent durchs Programm führte, bewies auch als Vokalist großes Können. In seiner Heimatsprache erzählte er gesungene Geschichten, etwa die des sinnlosen Festgehaltenwerdens am Moskauer Flughafen, auf dem die russischen Einreisebehörden die afrikanischen Musiker einfach nicht abfertigten und den ganzen Tag in der Wartehalle „vergaßen“ (siehe Video unten).
Schließlich soll auch die Instrumentenbaukunst erwähnt werden: was man aus Flaschenkürbissen, Hölzern, Bast, Tierfellen und andern gewachsenen und nur vorsichtig und ehrfurchtsvoll bearbeiteten Materialien für hochwertige und gleichzeitig ästhetische Musikinstrumente herstellen kann, ist schier unglaublich. Vor der großartigen afrikanischen Musiktradition muss man als Europäer allein schon deshalb den Kopf beugen.