Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2011 08.10.

Manfred Kempinger

Nach langen Anlaufschwierigkeiten (letztes Jahr im Frühjahr erkrankte der Künstler kurzfristig, im Dezember dann – beim zweiten Anlauf – war Owei eingeschneit) konnte am vergangenen Samstag Manfred Kempinger seinen ersehnten Auftritt in der Kneipenbühne realisieren. Das lange Warten lohnte sich, denn der „niederbayerische Michael Moore des Kabaretts“ zog wie schon bei seinen vier vorherigen Auftritten (zwischen 1999 und 2005) in Gollys und Hannes Oberpfälzer Kulturzentrum alle Register mimischen, gestischen und vor allem sprachlichen Könnens. Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen reiht Kempinger keine Sketche aneinander, sondern spielt Theater – präsentiert Einmannstücke, Einakter, in denen jeder Moment punktgenau sitzt. Darin ist der Passauer wohl einzigartig. Der Autor der Münchner Lach-und-Schießgesellschaft schlüpft nämlich in Rollen, zum Beispiel in die eines hundertprozentigen Franz-Josef-Strauß-Fans, der verzweifelt ist ob der gegenwärtigen Situation in der CSU. Das ist herrlich und trotz oder wegen seines Wahrheitsgehalts unvergleichlich komisch. Hinzu kommt die Brisanz seiner Themen: so nahm er den aktuellen CSU-Parteitag in Nürnberg aufs Korn; oh nein, man darf nicht glauben, dass hier politische Themen trocken, weil zeitnah, referiert werden – im Gegenteil; die Kneipengäste kamen kaum aus dem Lachen heraus. 
Ein paar mehr Zuschauer in Oberweiling hätte der großartige Mime, ein bisschen mehr mediale Aufmerksamkeit im Vorfeld hätte die Kneipenbühne verdient, die nach wie vor ihrem Konzept treu bleibt und nicht dem breiten Publikumsgeschmack hinterherhechelt, um sich in der Dummheit der ewig gleichen Oberflächlichkeit zwischen flacher Comedy und ewig gestrigen musikalischen Hörgewohnheiten zu sonnen. Lieber trägt man im Owei weiterhin den fast aussichtslos erscheinenden Kampf gegen Mainstream-Windbeutel-Mühlen aus. Und das ist gut so.