Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2011 26.02.

Sirba

Balkanfolk in ganz speziellem Gewand stand am Samstag auf dem Programm der gut gefüllten Kneipenbühne. Die vierköpfige Gruppe Sirba bot authentische Lieder und Tänze vorwiegend aus der Roma-Kultur. Diese Musik ist oft geprägt von großen Besetzungen, man denke an die 13 Musiker von Taraf de Haïdouks oder an die zwölfköpfige Blaskapelle Fanfare Ciocarlia. Sirba reduziert die kraftvolle, vor Energie strotzende Musik aufs Wesentliche und kocht sie auf vier Instrumente ein. Nein, nein, es wird kein zäher Sirup daraus – im Gegenteil! Barbara Keil (Saxophon, Gesang), Margareta Schiller-Kleemann (Tuba, Gesang), Michael Kleemann (Mandoline, Gitarre, Flügelhorn, Gesang) und Armin Tichai (Perkussion) arrangieren die Kompositionen auf einzigartige, bemerkenswerte, unverwechselbare Weise, geben dem Ganzen ein filigranes Gewand; dabei geht weder an dem hohen Tempo, das dieser unvergleichlichen Musikrichtung zu eigen ist, etwas verloren, noch verzichtet die Gruppe auf die oft hochkomplexen Rhythmen, bei denen dem aufmerksamen Zuhörer ein 7/16-Takt nach kurzer Zeit geradezu als gewöhnlich erscheint. Atemlos verfolgt das Publikum ein musikalisches Geschehen, bei dem man – kaum hat man sich auf einen komplizierten Primzahlenrhythmus eingegroovt – sofort mit neuen vielschichtigen Strukturen konfrontiert wird. Das Erstaunliche: dabei entsteht keine Kopfmusik. Im Gegenteil: die Tänze gehen sofort in die Beine und fegen allzu analytisches Hören hinweg wie ein Wirbelsturm die alte Scheune. Einen schönen Farbtupfer im Geschehen bildet der Gesang der beiden Damen, der vor allem in den zweistimmigen, oft ohrwurmverdächtigen Teilen sehr authentisch wirkt.