Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2010 23.10.

Andrea-Wolper-Trio

Das wunderbare Andrea-Wolper-Trio feuerte am vergangenen Samstag eine geballte Ladung musikalischer Energie auf sein begeistertes Publikum ab. Die sympathische Sängerin erinnerte daran, dass sie im Jahr 2006 zum ersten Mal in Europa auftrat - und zwar ausgerechnet in Oberweiling, wo die ebenso herzliche wie aufmerksame Zuhörerschaft ihr jegliche Scheu vor den Folgekonzerten nahm. Nun gab sie ihr drittes Konzert in O’wei’ und es war ihr erstes in Stammbesetzung: an der Gitarre nämlich brillierte die Jazzlegende Michael Howell, der lange Jahre mit Art Blakey, Dizzy Gillespie und Ella Fitzgerald zusammenarbeitete (um nur einige seiner musikalischen Partner zu nennen). Technisch überirdisch gut, spielte er Gitarrenläufe, die selbst einen Django Reinhard in Erstaunen versetzt hätte, und versah seinen Blues gleichzeitig mit jenem tiefschwarzen Gefühl, das jeden weißen Nachahmer eigentlich tief beschämen müsste.
Der zweite im Bunde war wie immer Ken Filiano, der Lebenspartner von Andrea Wolper, ein Kontrabassist, der zu den am meist gefragten in der US-amerikanischen Jazzszene zählt: ob mit dem Weltmusiker Giora Feidman oder ROVA, einem dem Freejazz verpflichteten Saxophonquartett, immer verschmilzt in seinem Spiel die reiche Tradition des Instruments mit einer erstaunlichen und schier grenzenlos erscheinenden sehr eigenen Schöpfung; so auch wieder in der Kneipenbühne. Es war allein schon ein Genuss, zu sehen, wie entspannt die beiden Instrumentalisten Howell und Filiano musikalisch miteinander musizierten und wie sie sich über jede gelungene Improvisation freuten (das taten sie übrigens ununterbrochen). 
Andrea Wolper schließlich spielte mit traumhafter Sicherheit über dem hoch komplexen Improvisationsteppich ihrer beiden Mitstreiter mit ihrer Stimme, improvisierte lautmalerisch und frei, lieferte sich rasend schnelle Melodieduelle mit Michael Howell und interpretierte auf der anderen Seite wunderschöne Melodien etwa Joni Mitchells „Play It Cool“. Nicht umsonst wird sie im "Jazz Singers: The Ultimate Guide" zu den 500 größten Sängern der Jazzgeschichte gezählt.