Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Mayster & Riessig
Mayster & Riessig (Lutz J. Mays und Wolfgang Riess) debütierten am Samstag auf der Kneipenbühne vor erlesenem Publikum, das heißt vor sage und schreibe fünf zahlenden Gästen. Leider, denn was die beiden blitzgescheiten Bassisten auf ihren Instrumenten boten, war von hoher musikalischer Qualität – kurz, sie stellten ihre Eigenkompositionen rundum überzeugend dar: souverän und virtuos.
Man kann sich ausmalen, dass es schwierig ist, den Klang zweier Bässe im Duett so interessant zu gestalten, dass die Zuhörer während eines abendfüllenden Konzerts von Anfang bis zum Ende gefesselt lauschen. Der Drahtseilakt – glücklicherweise verfügt ein E-Bass über dicke Saiten – gelingt Mays und Riess rundum, denn die Darbietung der beiden ist geprägt von spannenden jazzigen und meditativen Klängen und oft raffinierten Rhythmen und Akkordfolgen. Das Ganze wird unterstützt von geschmackvoll eingesetzter elektronischer Perkussion und ein paar sehr ohrenschmeichelnden Effekten. Dazu gesellt sich eine rundum gelungene Videoshow. Was aber zu Maysters und Riessigs Musik in dieser besinnlichen Zeit passt wie ein funkelnder Sternenhimmel zu frisch gefallenem, noch spurenfreiem Schnee, ist die Präsentation der gefühlvollen Lyrik von Marieluise Müller. Und wenn in solch magische Stimmung sternschnuppige, teilweise herrlich verrückte und doch gleichzeitig ins Mark treffende Texte von Petra Feigl gestreut werden können, geht einem der Kopf und das Herz über: Wolfgang Riess rezitiert die Gedichte der beiden Bayreuther Schriftstellerinnen auf eindrucksvolle Weise.
Was man den beiden Bassfanatikern wünschen kann: dass sie sich trauen, freier zu musizieren, der Improvisation mehr Raum zu lassen – die Musikalität dazu haben sie zweifellos. Ein zweiter Wunsch wäre, dass ein potentielles Publikum sich endlich traut, nicht nur zu Mainstreamkonzerten zu pilgern, wo es zu hören kriegt, was es eh schon kennt. Und, liebe Weihnachtsfee, ein dritter Wunsch wäre – denn drei Wünsche hat man doch frei? –, dass Müllers und Feigls Lyrik noch viel mehr Menschen als bislang erreicht.