Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2010 18.09.

Andy Fite

Ein wenig frustrierend war es schon, dass am Samstag vergleichsweise so wenige Zuhörer den Weg in die „Kneipe“ fanden, um Andy Fite zu erleben, zumal der feinsinnige, liebenswürdige Zauberer an Stimme und Gitarre bei seinem letzten O’wei’-Auftritt volles Haus für sich verbuchen hatte können. Nichtsdestoweniger gab der US-amerikanische Wahlschwede ein grandioses Konzert mit vielen neuen Liedern, in denen skurrile, witzige Geschichten ebenso in Reime gefasst sind wie tief empfundene Liebesballaden; gerade letztere kommen trotz großen Sehnsuchtspotentials ohne Schmalz daher und können aufgrund ihrer Ehrlichkeit und ihrer Sensibilität zu Tränen rühren. Dabei kam der charismatische „Comic-Jazz-Philosopher“, als den er sich bezeichnet, ganz ohne Technik aus, spielte auf seiner alt-ehrwürdigen Epiphone-Gitarre (Baujahr 1950!) akustisch und sang ohne Mikrophon für sein Publikum, das ihm mucksmäuschenstill und gebannt lauschte.
Die Produktivität des Jazzers ist unfassbar: waren es vor zwei Jahren zirka 400 Songs, die er im Repertoire hatte, so sind inzwischen mindestens 100 hinzugekommen - und wahrlich allesamt kleine musikalische und lyrische Juwelen. 
Dass Andy Fite auf seinem Weg von Wien (wo er im „Verein 08“ mit der Sängerin Agnes Heginger ein Konzert bestritt) über Berlin (wo er am Montag im A-Train mit dem Pianisten Andreas Schmidt zusammenspielt) zurück nach Stockholm einen der - wie er sagt - „sweetest music rooms I've ever played“, nämlich die Kneipenbühne, besuchte, ehrt die Oberpfälzer Kulturpreisträger natürlich.