Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2010 06.02.

Akascht

Die beiden Rockmusiker Hans von Chelius und Stefan Erz, alias „Akascht“ (rückwärts: „Tschaka!“) gastierten am vergangenen Samstag in der Kneipenbühne und plauderten und spielten aus dem Nähkästchen des Musikbusiness’. Sie hätten gern, aber haben nicht „den Durchbruch geschafft“, auch nicht nach jahrzehntelangem Kampf, obwohl sie immer noch gnadenlos toll aussehen, übermäßig talentierte Sänger und Songwriter sind, als Münchner „an der Quelle“ sitzen und ein absolut profimäßiges Verhalten an den Tag legen. (Und das ist jetzt nicht ironisch, sondern grundehrlich gemeint.)
Wahrscheinlich ist die Ursache ihres „Scheiterns“ ganz simpel: sie sind zu gut und vielleicht gleichzeitig auch nicht kaltschnäuzig und unverschämt genug und ziehen eventuell keine Schleimspur hinter sich her...
Andererseits ist das schon in Ordnung, denn nur so können sie jetzt - nachdem alles egal geworden und vorbei ist, mit großer Gelassenheit ihre „Karriere“ Revue passieren lassen.
Absurde Erfahrungen mit vollgekoksten Vertretern der Musikindustrie werden da szenisch dargestellt, groteske Anekdoten erzählt, ein grandioses Scheitern beschrieben und dazwischen wird Musik gemacht, dass einem vor Begeisterung fast die Ohren wegfliegen: Eigenkompositionen, die allesamt Hitqualität haben, oft in fast überirdisch schöner Zweistimmigkeit wechseln ab mit souverän interpretierten Coverversionen. Es ist unglaublich, wie Erz die ACDC-Nummer „Highway to Hell“ intoniert oder mit wie viel Humor von Chelius zusammen mit seinem Partner Cat Stevens’ “Father & Son“ mit einem neuen (deutschen) Text auf ungeahnt witzige Höhen hebt. Über lange Strecken synchron gesprochene, rhythmisierte Texte (allein das schon ein Kunststückchen) lassen Zuschauermünder offen stehen und das durchaus therapeutisch sinnvolle „Ich hasse Dich!“, bei dem das Auditorium herzhaft mittun darf, rundet den höchst vergnüglichen, kurzweiligen „Comedy“-Abend ab. Übrigens: „Wer in einer Coverband spielt, ist ganz unten angekommen.“