Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2009 19.12.

Natural Blues

„Natural Blues“ sind ein ausgesprochener Glücksfall: wenn sich fünf exzellente Musiker treffen und auch über lange Zeit verstehen, wenn sie auf der Bühne gut gelaunt von Anfang an eine entspannte Atmosphäre verbreiten und zudem zeigen, dass sie auf musikalisch hohem Niveau eine gemeinsame Linie gefunden haben, dann geht es gar nicht anders: da muss das Publikum einfach aus dem Häuschen geraten. So geschehen in der Jahresabschlussveranstaltung der Kneipenbühne, die unter dem Motto "Blues zur Weihnachtszeit" am vergangenen Samstag vor brechend vollem Haus stattfand. Da spielte ein phänomenaler Charlie Stoiber auf Akkordeon, Lobster-Cajun-Quetsch’n und dem immer wieder begeisternden Kneipenklavier, dass einem Jerry Lee Lewis ebenso das Herz gehüpft wäre wie einem Clifton Chenier. Da sang der Rhythmusgitarrist Hans Deml mit wandelbarer Stimme einen Hit aus der amerikanischen Musikgeschichte nach dem anderen: Vom zärtlichen ‚Blue-Moon’ (eine Rodgers/Hart Komposition aus dem Jahr 1934) bis zum geshoutetem „Sugar Bee“ von Canned Heat zog er alle Register und erreichte in der Kopfstimme höchste Höhen, übrigens ohne Hauch von Unsicherheit in der Intonation. Mich Weigert, leidenschaftlicher Sammler von Schlagzeugen und in Musikerkreisen hoch geschätzter Drums-Doktor, streichelte gefühlvoll sein Set und funktionierte gleichzeitig so präzise wie ein Uhrwerk. Scotty Schober am Kontrabass - der andere Solosänger der Band - zeigte, dass er slappen kann wie kein zweiter. Er verfügt über eine volle und samtige Bassstimme und ist ein klassischer Rock’n’Roller, der dem Geist der Bill Haleyschen Comets entsprungen zu sein scheint. Immer, wenn er mit Deml im Duett sang, war es Balsam für die Ohren: so schön! Und dann bestieg er auch noch sein Instrument, balancierte spielend auf ihm, ohne auch nur ansatzweise aus dem Rhythmus zu geraten: wie macht er das bloß!? 
Heiner Winkeler schließlich, der Sologitarrist des wunderbaren Quintetts - und erstmals auch als Hintergrund-Vokalist verwendbar! - setzte gefühlvolle Akzente - und was er auf der National Dobro ablieferte, stellte so manch anderen Slider in einen tiefen Schatten.
Dass die Auswahl der Stücke - die Band verfügt über einen riesigen Fundus einzigartiger musikalischer Juwelen - dem Niveau des Konzerts entsprach, versteht sich von selbst. Bei „Natural Blues“ - man konnte es kaum glauben - klang sogar „Jingle Bells“ und „Feliz Navidad“ überzeugend. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!