Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2009 12.12.

Titus Waldenfels Trio

Jeder Song bot eine Überraschung - und es standen nicht wenige auf dem Programm des phantastischen „Titus Waldenfels Trios“, das am vergangenen Samstag in der Kneipenbühne sein Publikum zum Wippen und Schmunzeln brachte oder in Erstaunen versetzte, und das den andächtig lauschenden Zuhörern hin und wieder wohlige Gänsehaut ob des schönen, tiefen Gefühls verpasste.
Da war die geschmackvoll in den Gesamtablauf geworfene ‚deutsche’ Abteilung mit Kompositionen der Comedian Harmonists (Die Liebe kommt, die Liebe geht) und Rio Reisers (Übers Meer), die ohne Umwege ans Herz gingen; da gab es in der Country-Ecke eine überragend sarkastische Willie-Nelson-Nummer (Sad songs and Waltzes aren’t selling this year) und einen rührenden Hank-Williams-Walzer (I’m so lonesome I could cry), da verbeugte man sich vor den Beatles mit „I’m happy just to dance with you“, da wurde das sauber gestimmte Kneipenklavier mit einem Jerry-Lee-Lewis-Rock’n’Roll fast in Brand gesetzt (High School Confidential), da verlegten die drei überirdisch guten Musiker J.J.Cales „They call me the breeze“ auf eine komplett neue (Hochgeschwindigkeits)-Blues-Schiene. 
So weit zum musikalischen Variantenreichtum, dem obige Aufzählung nur bedingt gerecht werden kann. Was auf der Bühne an Instrumenten stand, spottet nämlich geradezu jedem Versuch einer adäquaten Beschreibung - Nun ja, es lässt sich immerhin aufzählen, was die drei Musikzauberer alles mitgebracht hatten: Autoharp, Singende Säge, Schlagzeug, Akkordeon, Fußbass-Keyboard, Bassmundharmonika, Mundharmonika, Taschencello, Orgelgitarre, Lap Steel Guitar, E-Gitarre, Strohgeige, Banjo, siebensaitige Akustikgitarre, eine Ukulele - und dann stand auch noch das Kneipenklavier herum. Etwas viel für drei Musiker? Eigentlich nein, denn Titus Waldenfels spielte schon einmal auch drei Instrumente auf einmal (Fußbass, Harmonika, Gitarre), Michael Reisinger sang und bediente gleichzeitig Schlagzeug und Akkordeon oder brillierte an der Säge, und die wunderbare Vokalistin Lucie Cerveny erwies sich als routinierte Pianistin und ebensolche Quetschenspielerin.
Wer jetzt denkt, der Titus könne zwar viele Instrumente bedienen, aber keines ‚gescheit’ - hat weit gefehlt. Was der sympathische Münchner auf Gitarre und Geige hinlegte, kann man getrost als virtuos bezeichnen: es war schnell, präzise, und gleichzeitig gefühlvoll. 
Ob sich ‚Red river valley’ auf tschechisch - Lucies Muttersprache - gut anhörte? Klar! Selbst der deutsche Schlager ‚Tränen lügen nicht’ (Michael Holm) oder McCartney Speisekarten-Song ‚Vanilla Sky’ erreichten eine ganz spezielle Größe, indem sie an die geniale Instrumentierung so mancher Tom-Waits-Songs erinnerte. 
Selbst die drei Zugaben schillerten noch in vielfältigen Facetten: eine beachtliche Eigenkomposition Lucie Cervenys, ‚Fear is my companion, my second skin’ , gefolgt von einem tschechischen Song und als Krönung Amy Winehouses „Valerie“, von Titus Waldenfels virtuos auf der Ukulele gespielt (Sugar Kane Kowalczyk hätte Tränen in den Augen gehabt). 
Fazit: besser geht’s nimmer.