Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Solly
Sollys „einfach schöne Musik“ zog zuletzt das Publikum in der Kneipenbühne in ihren Bann.
Tiefe Gefühle, Charisma, eine intensive, Gänsehaut treibende Stimme, eine virtuos gespielte Gitarre - rhythmisch stets auf dem Punkt -, eine sympathische, zu Scherzen aufgelegte Entertainerin, eine Animateurin, die ihre Zuhörer locker zum Mitsingen und Mitschnippen überreden konnte: das alles repräsentierte die weitgereiste Münchnerin Solly, die schon mal mit Keb Mo durch die USA tingelte oder im Vorprogramm von John Lee Hooker Jr. zu erleben war. Den Blues, ja den Blues hatte sie auch, slidete mit ihrem Bottleneck wie der Teufel über offen gestimmte Saiten, dass es eine Lust war.
Aber nicht nur schwarze Musik liegt ihr am Herzen: das bewies sie mit Interpretationen von Kompositionen der ‚Wood Brothers’, stellte etwa mit ‚Postcards from Hell’ Country-Musik vor, die intensiver und ehrlicher kaum sein kann. Dann wiederum sang sie entspannte Folkjazz-Nummern von Norah Jones, als wären es ihre eigenen, und schließlich bettete sie in das so variantenreiche und vielschichtige Programm eigene Songs ein, die den übermächtig großen Vorbildern in nichts nachstanden und nicht selten zum Heulen schön waren. Sie ließ ihre Lieder atmen und sich entwickeln, ließ Pausen und ganz ruhige Momente zu und schaffte dadurch Spannungsbögen, die den Hörer mit sanfter Gewalt zu fesseln vermochten.
Und so musste sie drei Zugaben geben, darunter ein harmonisch ungemein reiches Liedchen namens ‚It’s only you’ und ‚Mississippi’, ein Bob-Dylan-Song, bei dem sie ganz zuletzt zeigte, dass sie auch Harmonika zu spielen vermag.