Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2009 14.11.

Uwe Kropinski - David Friesen

Mit Superlativen sollte man grundsätzlich vorsichtig umgehen, tödlich nervende Floskeln wie „vom Feinsten“ sollte man vom Planeten tilgen. Denn: hätte man irgendwann über etwas wirklich Außergewöhnliches zu berichten, würden einem die Worte fehlen.
Kurzum: am vergangenen Samstag gastierten zwei Weltklassemusiker in der Kneipenbühne: Uwe Kropinski (Gitarre, BRD) und David Friesen (elektrischer Kontrabass, USA). Sich ihrer erhabenen Technik bewusst seiend und trotzdem voll von tiefem Gefühl, ließen sich die beiden durch ein Universum an Klängen und Rhythmen treiben, rissen ihr zahlreiches Publikum aufgrund ihres grandiosen Einfallsreichtums und ihrer Spielfreude mit in ferne Galaxien der Musik, woben Girlanden aus feinsinnigen Melodien, als ob sie nicht von dieser Welt wären. 
Kropinskis Gitarrenspiel ist unvergleichlich, unnachahmlich: und das ist wörtlich gemeint, da der Berliner sein Instrument - eine Sonderanfertigung, mit 39 statt 24 Bünden (die er auch tatsächlich nutzt!) - als umfassenden Klangkörper versteht, auf dem er nicht nur in höchsten Tempi elfenhaft duftig soliert - in Geschwindigkeiten, denen selbst ein Django Reinhardt fassungslos nachschauen würde -, weil er nicht nur einen unerhörten Akkordreichtum einsetzt, bei dem er niemals ungewollt aus dem Groove fällt, sondern auch, weil er darüber hinaus Perkussionsarbeit leistet, bei der so mancher Trommelmeister nur noch neid- und fassungslos den Kopf schütteln kann; und weil er mit dem angefeuchteten Finger auf dem Gitarrenkorpus zum Vergnügen der sprachlosen Zuhörerschaft menschliche Stimmen und Kinderlachen produziert. Das alles - wohlgemerkt - nicht hinter- oder nebeneinander, sondern gleichzeitig und miteinander.
Ihm zur Seite - in sich versinkend, egozentrisch ruhend, saß der ebenbürtige David Friesen, begleitend, Akzente setzend, musikalisch fordernd, aus dem Bewusstsein blinden gegenseitigen Verstehens heraus agierend, ein in den USA überaus gefragter Bassist: Seine Diskografie umfasst derzeit 65 CDs, auf weiteren etwa 100 Aufnahmen ist er als Mitmusiker zu hören, er stand mit Chick Corea, Michael Brecker, Stan Getz und vielen anderen internationalen Größen des Jazz auf der Bühne.

Diesmal kein Kneipenbühnen-Film wegen eines Vetos von David Friesen. Als Ersatz dient eine Aufzeichnung, die im Music Building der Central Washington University USA entstand.