Veranstaltungskritiken

Die Namenlosen debütierten am Samstag in der Kneipenbühne mit grundfränkischer Befindlichkeit. Was das ist? Das kann ich nicht so recht sagen; stattdessen versuche ich zu beschreiben, was passsiert: da zeigt sich zunächst eine solide musikalische Struktur, die sich gewaschen hat – mit Kurt-Weillschen Melodien ebenso wie mit fränkischen Kärwaliedler' und Zwiefachen aus dem Nördlinger Ries. Hervorragend dabei sind Trompete (Joe Köstler – der Schrecken der Nacht) und Klarinette (Mathias Rösel), aber auch Kontrabass (Klaus Flemming) und Gitarre (Dr. Michael Tschöpe) stehen durchaus ihren Mann. Der Gesang des Masterminds und Initiators Thomas Schneele (auch vorzügliches Akkordeon) ist hingegen ein wenig gewöhnungsbedürftig, andererseits derart unverwechselbar, dass man ihm ein Attribut irgendwo zwischen Tom Waits und Lou Reed verpassen möchte – allerdings ganz anders. Jedenfalls macht er seinen etwas schrägen Gesang wett duch ein sagenhaftes Charisma und eine einnehmende Konversation, mit der er seinem begeisterten Publikum sehr persönliche fränkische Launen nahebringt – nein: hautnahebringt – in einer Herzlichkeit, die zum Niederknien ist. Musikalisch siedelt das O'weiprogramm meist auf höherem Niveau, menschlich nicht immer. Ja, die dürfen wiederkommen!

Fotos und Filme Golly