Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2009 10.10.

Michi Marchner

Ein Dichter, ein Denker und Wortverrenker war zuletzt in O’wei’ zu Gast; allerdings beschreibt ihn das nur unzureichend: Michi Marchner, der letzte echte Schwabinger, wie er sich selbst betitelt, wartete mit einem Feuerwerk an Wortspielen auf - ein grandioses versteckte sich bereits im Titel seines Programms „Fallbeil-Spiele“. Zudem brillierte er mit absurden, lustigen oder zu (Lach-) Tränen rührenden (Beziehungs-) Geschichten, zeigte sich als ein exzellenter Gitarrist und Entertainer am Piano, als ein Mime im Dunklen und als ein Kabarettist reinster Prägung.
Von vorn: Wir wissen, dass radioaktive Warnungen in schwarz-gelb dargestellt werden. Und wenn einen eine Wespe sticht, kann er durchaus auf die Idee kommen, ein Kurzgedicht zu schreiben: „Oh je, oh je, schwarz-gelb tut weh!“ Jedoch - und das ist ein unglaubliches Glück für das Ansehen der Deutschen - wir haben eine schwarz-gelbe Koalition; eine Frau an der Spitze und einen Homosexuellen als Vize. Denn weil die regierungsbildenden Parteien CDU/CSU und FDP die Konservativen in diesem unserem Lande repräsentieren, kann der Rest der Welt eigentlich nur zum Schluss kommen, dass die Deutschen das toleranteste, revolutionärste, fortschrittlichste Volk darstellen - ein schöner Gedanke!
Wenn Michi Marchner, Mitglied der „Les Derhosn“, dann eine laszive Entkleidungsnummer vollführt und mit Schwimmflossen und Schnorchel einen Groove hinlegt, dass nicht nur ihm der Atem wegbleibt, oder wenn er - nur beleuchtet von einer Taschenlampe - über Maßnahmen gegen Falten im Speziellen und das Altern im Besonderen erzählt und damit Dauerwerbefernsehsendungen und die Midlifecrisis auf die Schippe nimmt, bringt er auch noch den letzten im Publikum dazu, sich vor Lachen zu biegen. 
Ja, das ist Kabarett, wie wir es mögen - Michi Marchner, auch wenn es noch nicht jeder weiß, gehört zu den ganz Großen in Bayern (Und das wird nicht aus Angst vor dem drohenden Grill gesagt...)