Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2009 09.05.

Just B4

Vier gut gelaunte Vokalisten sorgten in der letzten O’wei’-Veranstaltung im übervollen Klassenzimmer für großartige Stimmung unter ihren Fans, die nicht nur aus Straubing, sondern sogar aus Amerika angereist waren. 
Man muss dem Mastermind der Band, Martin Höchbauer, große Hochachtung zollen, denn er versteht es auf unvergleichliche Weise, Popsongs für vier Stimmen zu arrangieren - und seine Mitmusiker Miram Kratschmer, Lou Wegerer und Rudi Harlass setzen die anspruchsvolle musikalische Unternehmung inklusive unerwarteter Modulationen und Wendungen mit sauberer Präzision um. Auch die wechselnde Besetzung mit Gitarren, Bass, Perkussion und Keyboards trägt zu einem kurzweiligen Gesamtbild bei: der Opener etwa , ein Medley, das zeigt, dass eine einzige Akkordfolge auf unzählige Hits passt, macht Spaß und rechnet mit Aha-Effekten.
Am besten ist danach das Ensemble, wenn es sich an Freddy Mercurys brachial-geniale Queen wagt, hübsch sind auch justB4s ABBA-Interpretationen. 
„My Generation“ von den Who geben die vier, abgesehen von geringfügiger Klatsch-Perkussion, ganz und gar a capella, nehmen dem Song aber leider seinen unterschwelligen Sarkasmus, weil sie aufs unbedingt notwendige Stottern verzichten - und ausgerechnet bei dieser Höllennummer akademische Halbtonrückungen einzukomponieren - dem Höhepunkt der Who-Konzerte, bei denen die Band regelmäßig ihr Instrumentarium zerstörte -, entspricht nicht dem Geist, der in diesem über 40 Jahre alten Stück haust: „I hope I die before I get old!“
Bei den Interpretationen von Folkjazznummern wie „Sunrise“ von Norah Jones, fehlt noch etwas der unverzichtbare federnde Duktus. Beispielsweise schleppt die Band bei „Walking on Sunshine“ von Katrina and the Waves ein wenig; bezüglich des Tempos gilt Ähnliches für Cindy Laupers Gänsehaut treibende Liebeskummernummer „Time After Time“, das von justB4 etwas zu schnell genommen wird und bestenfalls ein leichtes Kräuseln an der Oberfläche verursacht. (Cassandra Wilsons Version erlaubt da den Tränen freien Lauf!)
Die Band ist gut; richtig gut wäre sie, wenn sie sich der Inhalte der Songs bewusst wäre und an Tempo, Dynamik und Agogik arbeiten würde.
Wenn allerdings Miriam Kratschmer Rock’n’Roll singt wie in der Zugabe, zeigt sie, was eigentlich in ihr steckt: eine starke Rockröhre; und vielleicht (ist das nicht schon einmal gesagt worden?) sollte sich die Band auf die Roaring Fifties fokussieren.