Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2009 24.01.

Sigi Finkel

Eine Loop Station ist ein elektronisches Werkzeug, mit dem man eine soeben gespielte Melodie punktgenau speichern und im selben Moment abspielen kann - einmal oder sooft und in wie viel Stimmen man will. Bedienen kann man das Gerät nur richtig, wenn man ganz genau weiß, was zu tun ist, technisch wie kompositorisch. Sigi Finkel hat dieses Know-how. Am vergangenen Samstag präsentierte der international renommierte Wiener Saxophonist seine neue CD in der Kneipenbühne und startete in Oberweiling eine Deutschlandtournee. ‚Multiple Joys’ heißt das Werk, und dieses Wortspiel hat es in sich. Vielfältige Freuden/Wahlmöglichkeiten bieten sich einem Könner, wenn er mit sich selbst im Duo, im Trio, im Ensemble spielt. Wer jetzt aber denkt „Na ja, so eine Loop Station ist ein nettes Spielzeug – nach ein paar Übungen wird’s langweilig“, der hat Sigi Finkel nicht erlebt. Innerhalb der musikalischen Darstellung eines Flamingo-Schwarms einerseits und des klassischen Blues mit 3 Saxophonen andererseits zieht der liebenswürdige Künstler alle Register und ist mit vielen stilistischen Wassern gewaschen – einfach phänomenal, wie es einem einzelnen Musiker gelingt, den ganzen Abend lang mit komplizierten Klängen und Strukturen die Spannung zu halten! Zwar ist die Begleitung teilweise vorproduziert, jedoch mag man dem auf Hochtouren arbeitenden Virtuosen gerne eine kleine Kreativpause gönnen, denn so gestaltete Intermezzi sind der Darbietung keineswegs abträglich. Dass der konzentrierte Finkel trotzdem noch locker und zudem ein Witzbold sein kann, zeigen seine Ansagen: „Das nächste Stück ist ein irisches Hirtenlied aus dem 17. Jahrhundert - von mir selbst geschrieben.“
Auf Sansula (einer modernen Variante der Kalimba, des Daumenklaviers), Saxophonen und afrikanischen Flöten fabrizierte Sigi Finkel einen phantastisch klanglichen und musikalischen Reichtum. Für die Zugabe wünschten sich darum die Zuhörer Kalimba, Flöte und ‚das große Saxophon’ (Bariton), und Finkel, der sich darauf einließ (schau mer mal, ob mer was zammbringen), spielte ein hochmelodisches, harmonisch und klanglich reiches Meisterstückchen – schade, dass das nicht in einer Aufnahme dokumentiert werden konnte.