Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2009 10.01.

Rainer Seyfert & 8 Hz

Der Oberweilinger Verein „Projekt Film & Kunst e.V.“ legte einen rundum gelungenen Konzertstart 2009 auf die (Kneipen)Bühne, als am vergangenen Samstag das spanisch-deutsche Quartett „8 Hertzios“ ausgerechnet im kleinen O’wei’ ihre Deutschlandtournee einläutete. Rainer Seyferth, der in Selb geborene (Wahl)Madrilene und spiritus rector der Gruppe, betonte, dass jede einzelne der Eigenkompositionen eine Premiere sei. Und diese wunderbaren Stücke hatten es in sich: sie waren von reicher Harmonik geprägt, mit rhythmischen Finessen durchzogen und einschmeichelnd melodiös ohne je auch nur am Rand des Kitschigen zu kratzen. Dass das alles so begeisternd wirkte, lag natürlich am großen Können der vier Musiker, die virtuos und auf gleicher Augenhöhe den ganzen Abend lang ein fruchtbares nonverbales ‚Gespräch’ führten. 
Da war zunächst einmal Marco Herreros, der seinen Bass zum Singen brachte und ihn - ähnlich wie Ron Carter – mit großem Ideenreichtum zum Melodieinstrument erhob. Ihm zur Seite saß Peter Kuhnsch, ein Leipziger Perkussionist und Schlagzeuger, der stilistisch nicht die geringsten Berührungsängste hat (Mittelalter, Persien, Lateinamerika, Weltmusik und Experimentelles bedient er in verschiedenen Bands gleichermaßen). Er berauschte durch Klangvielfalt nicht nur an den Drums, sondern auch auf Cajon, Dschembe und Tambourin, brachte mit seinen ‚unisono’-Akzenten die „8 Hz“ erst richtig zum Schwingen und groovte selbst bei „Acht Monate, ein Tag“ - einer Komposition im 14/8-Takt - souverän und melodiös. Dieter Weberpals kennt man als den Flötisten der Weltmusik, mit afrikanischen Wassern ebenso gewaschen wie im internationalen Jazz zu Hause. Und auch hier, in einem musikalischen Bereich, der schwer greifbar ist (hatten es die zahlreichen verzauberten Zuhörer mit moderner Klassik zu tun, mit ibero-afrikanischer Musik, mit Jazz?) brillierte er in gewohnter Weise. Rainer Seyferth schließlich, an der klassischen Gitarre ausgebildet und mit einer Menge musikalischer Geschichte(n) auf dem Rücken (vom Jazz-Duo "Colorshop", den Afro-Franken "Olduwai" und dem AfroJazz-Projekt "Bush Taxi" bis zur Komponistentätigkeit für Theater und Film) gab mit seiner liebenswerten, zurückhaltenden und dennoch stets präsenten Spielweise dem Projekt seine unverkennbare Charakteristik. Zudem entwickelte er als Conferencier hinreißenden Charme und erwies sich als einer, dem der Schalk im Nacken sitzt, als er von der Verwandlung des alten Volksliedes „Hans bleib da“ zum mediterranen Worldjazz berichtete, das nun in Madrid zu „Juan se va“ (Hans geht fort) geworden ist.