Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Breeze The Creaze
Breeze The Creaze, die dreiköpfige Kreativfabrik Jule Weidinger, Henning Frank und Golly bot bei ihrer CD-Präsentation („Just Doin’ Time – BTC live at Bayreuth prison“) am vergangenen Samstag in der gut gefüllten Kneipenbühne (K)eine kleine Knastmusik, sondern große Gefühle. Geradlinig und frisch kam ihre Musik daher, die dreistimmigen Chöre klangen lupenrein sauber, wie aus einem Guss, in der Lautstärke perfekt ausgewogen. Sie lagen in den meist solistisch gesungen Songs genau an den richtigen Stellen, waren durchweg meisterlich arrangiert.
Beim Streifzug durch die bisherigen Produktionen „23,“ „The Ballad of Josie“ und „Lo’n’Behold“ fiel nicht ein einziges der knapp 30 gespielten Stücke aus dem Rahmen – alles erwies sich als sehr geschmackvoll interpretiert. Dabei wollte die Band festgestellt haben, dass es sich nicht um ein Best-of-Programm handelte: „das würde den anderen 40 Kompositionen in unserem Repertoire nicht gerecht.“ Leicht, rund und souverän wie ihre Musik waren die Ansagen und unprätentiösen Erklärungen zu den einzelnen Stücken. Die gelungene Mischung aus Neuem, Eigenem und Gecovertem in unverwechselbarem Sound und mit klasse groovigem Schlagzeug ließ die ungeheure Neugier und Experimentierfreude des Trios spüren. Bestes Beispiel war da John Lennons „Working Class Hero“, der wie ein Jazz-Marsch begann und dann zweistimmig gesungen bloß mit Bass- und Schlagzeugbegleitung auskam – Golly nämlich griff zur Freude des Publikums seit langem einmal wieder zum Saxophon, ebenso wie bei dem für die Band brandneuen „Here’s to you“ (Joan Baez, Ennio Morricone), einer Hymne auf die beiden in den USA zu Unrecht hingerichteten Anarchisten Nicola Sacco und Bart Vanzetti – wilde Sopran-Sax-Kaskaden à la John Lurie mündeten hier in eine unvergängliche Ohrwurm-Melodie. Dieser Publikumswunsch - eine absolute Überraschung - sollte daher unbedingt fest ins Repertoire. Wohlige Gänsehaut entstand bei Jule Weidingers „Time“, bei Gollys „Feels Like Home“ und bei Henning Franks „This Love Must Not Grow Old“, musikalische Juwelen und Bravourstücke ohnegleichen; das lautmalerische und gänzlich umgekrempelte „House Of The Rising Sun,“ das Golly mit den Worten „Ihr kennt Sturm Emma – aber kennt ihr auch noch Hurrikan Katrina?“ ansagte, ging da nicht ganz so wohlig unter die Haut...
BTC sind übrigens wieder eingeladen, Bayreuther Knastluft zu schnuppern. Bleibt die Frage für die Fans: wie kommt man da am besten an Freikarten?
(Heike)