Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Natural Blues Band
Trotz Blitzeis und anderer Widrigkeiten: die Natural Blues Band ist in der Kneipenbühne so beliebt, dass selbst unter ungünstigsten Umständen ein randvolles Haus garantiert ist. So auch wieder am vergangenen Samstag. Dabei ist das Rezept der fünf sympathischen Musiker denkbar einfach - ursprüngliche, authentische amerikanische Musik wird stilgetreu interpretiert und mit einem Hauch von Unverwechselbarkeit versehen. Auf diese Art und Weise nähert sich das Quintett immer mehr der Qualität eines frühen Ry Cooders, der seit über 40 Jahren seinen Fans beweist, dass man keinerlei musikalische Berührungsängste zuzulassen braucht. So wird bei den Natural-Blues-Männern neben großartig interpretiertem Blues von Mississippi John Hurt bis Robert Johnson das von Boney M einst nachhaltig zugrunde gerichtete „Rivers Of Babylon“ (eine Komposition des Reggae-Trios The Melodians) liebevoll zu neuem Leben erweckt, werden Rockabilly-Klassikern wie „Way up North“ (Johnny Horton) lustvolle Denkmäler gesetzt, schlängelt man sich mit viel Humor durch ein Elvis-Presley-Medley, bringt „You shook me all night long“ (AC/DC) auf ein unvergleichliches Country-Niveau, gräbt Carpenters-Nummern aus wie „The end of the world“, tummelt sich mit Cajun und Zydeco im Bayou ... und die „Women wig hat stealers“ haben auch den guten alten Rock’n’Roll im Griff und verbeugen sich zudem vor Neil Young und Bruce Springsteen.
Dabei bietet die Natural Blues Band auch etwas fürs Auge: der alte Amischlitten vor der Kneipenbühne - private property des bayerischen Flaco Jimenez Charlie Stoiber (Akkordeon, Keyboards) – erweckt beim erstaunten Besucher den Eindruck, als befände er sich irgendwo in Kuba. Der perfekt groovende Schlagzeuger und Schlagzeugsammler Mich Weigert (angeblich besitzt er über 40 Sets) baut eine riesige von innen beleuchtete Original-Slingerland-Bassdrum aus den Zwanziger Jahren auf, besteigt wie Kontrabassist und Sänger Scotty Schober sein Instrument ... und dann liefern sich die beiden frei balancierend Perkussionsduelle, die ihresgleichen suchen. Traumhaft auch Scottys samtweiche Bassstimme, die sich mit dem sauberen Tenor des Rhythmusgitarristen Hans Deml wunderbar die Balance hält, im Solo ebenso wie im Chorgesang. Heiner Winkeler schließlich an der Sologitarre und der National Steel – Mastermind des gesamten Projekts – zeigt, wie man richtig Slide spielt und verweist so manchen Scharlatan auf die Plätze. Und darum dauert die Zugabenrunde auch noch einmal rund eine Stunde.