Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Som Brasileiro
Das Kneipenbühnenjahr fand am vergangenen Samstag einen würdigen Abschluss mit „Som Brasileiro“, einem Quartett um die brasilianische Sängerin Alessandra Rodriguez Costa, die vom ersten Moment an mit viel Charme und einer samtweichen gefühlvollen Stimme das zahlreiche Publikum für die vielfältige Musik ihrer Heimat einnehmen konnte. Unterstützt wurde sie dabei von drei hochkarätigen Musikern, deren musikalische Eleganz sich in jedem Moment mit ihrer Spielfreude messen konnte. Da war zum einen der italienische Multiinstrumentalist Stefano Renzi, der mit seiner herzlichen Ausstrahlung die Aufgabe der Conférence übernahm und nicht nur mit seiner Gesangsstimme Alessandra kongenial ergänzte und an diversen folkloristischen Perkussionsinstrumenten brillierte, sondern auch auf dem Cavachinho (eine Piccologitarre, eng verwandt mit der hawaiianischen Ukulele) virtuose Grooves und Soli darbot. Den Zuhörern blieb allerdings der Mund offen stehen angesichts seines selbst gebauten archaischen aus Afrika stammenden Berimbaos: Das ist ein Holzbogen, mit einer Metallsaite bespannt, die mit einem Stöckchen angeschlagen wird. Dazu kommt eine Kalebasse als vielseitiger Resonanzkörper, ein Stein und eine kleine Rassel. Daraus entstehen mannigfache Obertöne und faszinierende Klänge, die allein schon den Konzertbesuch gelohnt hätten.
Tobias Kalisch am E- und Kontrabass und brasilianischer Trommel war auch hier wie immer eine Augen- und Ohrenweide, und als einer der angesagten Bassisten in der Nürnberger Szene (huljet!, Stefan Grasse Quartett) genau der Richtige für „Som Brasileiro“. Andreas Wiersich schließlich – den Oberweilinger Stammgästen als Zigeunerswing-Virtuose in bester Erinnerung – zeigte, dass er mit allen Wassern gewaschen ist und erwies sich in der Begleitung ebenso stilsicher wie in seinen eleganten, von Jazz angehauchten Soli. Wilde, afrikanisch geprägte Rhythmen aus Bahia wechselten sich mit frivolen Baiãos ab, Sambas, Bossa Novas und Songs von Jorge Ben, Caetano Veloso und anderen garantierten einen vor Abwechslungsreichtum funkelnden Vorweihnachtsabend und bescherten den Zuhörern reinen Genuss.