Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2007 15.12.

Thilo Martinho Duo

Traumhaft schöne Latin Music war am vergangenen Samstag in der Kneipenbühne zu erleben. Der Freiburger Sänger und Gitarrist Thilo Martinho ist der Beweis, dass man mit Musik scheinbar unmögliche Barrieren überwinden kann: Nach einer genetisch bedingten Gehirnblutung vor 12 Jahren und folgender Operation lag der hoch begabte Pianist und Flamenco-Spieler lange in Krankenhäusern und saß anschließend halbseitig gelähmt im Rollstuhl. Nach ärztlichen Prognosen musste er damit rechnen, nie wieder richtig laufen zu können. Bezüglich der Gitarre gab man ihm keinerlei Hoffnung: die Motorik der rechten Körperhälfte war verloren. In den folgenden Jahren jedoch begann Thilo zu singen und im Schatten der Stimme kam (und kommt) in kleinen Schritten die Gitarre zurück. Und was für eine Stimme das O’wei’-Publikum da zu hören bekam: samtweich schlichen sich Latin-Klassiker wie „Manha De Carnaval“ (aus dem Spielfilm Orfeo Negro) oder Caetano Velosos „Coração Vagabundo“ in die Seelen der andächtig lauschenden Zuhörer. 
Dazwischen lieferte der sympathische Musiker Geschichten aus Andalusien, der Heimat seines Herzens - surreal, als seien sie Wort gewordene Daligemälde, wie etwa diese: wenn in Sevilla im Sommer das Thermometer auf 55 Grad steigt, fangen die schwarzen Schwalben hoch in den Lüften an zu brennen und trudeln rauchend vom Himmel, um im aufgeweichten Asphalt der Straßen zu versinken. 
Martinhos Partner, Tim Schikoré aus Bremen, erwies sich als wahrer Gitarren-Paganini: mit unglaublicher Leichtigkeit und Eleganz meisterte er selbst schwierigste Solopassagen, ohne jemals das Gefühl für Melodie und Rhythmus zu verlieren und verlieh so zusätzlich dem Konzert unvergesslichen Glanz. 
Thilo, in den letzten Jahren mehrfach auf vorderen Plätzen internationaler Songwritingwettbewerbe zu finden, und zuletzt als Hauptgewinner des in Nashville/ Tennessee ansässigen songprize.comund sein kongenialer Partner Tim durften die Bühne jedenfalls erst nach mehreren Zugaben verlassen.