Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Johnny Hechtel
Nein, ein Gaudibursch ist er nicht, der Johnny Hechtel aus Nürnberg, der am vergangenen Samstag zu einer etwas anderen – fränkischen – Vorweihnachtsfeier in die Kneipenbühne lud, auch wenn sich sein Publikum des Öfteren vor Lachen beölte. Vielmehr gehört er zu den echten Nürnberger Urgesteinen der Folkmusic und Folklore, und zwar als unvergleichlicher Bob-Dylan-Kenner und –Interpret, als Mitbegründer der (Dixie-)Jazz-Volksmusikgruppe „Frankenbänd“ und als Betreiber des legendären ersten Folkclubs in Nürnberg, der Serife – letzteres ist wohl so an die vierzig Jahre her.
"Weihnachten um jeden Preis" heißt Hechtels aktuelles Programm, in dem er auf höchst vergnügliche Weise Texte liest und zu Gitarre, Bluesharp und Kazoo Lieder in wunderbarem fränkischen Dialekt interpretiert. Dabei spannt er musikalisch einen durchaus internationalen multikulturellen Bogen, der von Stephan Remmler über Biermöslblosn, Georg Danzer, Georg Kreissler bis zu Tom Waits und Irving Berlin reicht. Dessen „White Christmas“ übersetzt er in typischer fränkischer Verweigerungsmanier mit „Ich brauch ka weiße Weihnacht“.
Traditionelles fränkisches Liedgut kommt natürlich auch nicht zu kurz, etwa der hinreißende auf unterfränkisch gesungene „Christkindlesbrief“ oder das „Eisstockschäißn“. Mit „Es weihnachtet“, einem bitterbösen Song des leider viel zu früh verstorbenen fränkischen Barden und Kulturpreisträgers Max Kerner, setzt Hechtel seinem Freund ein Denkmal und erweckt ihn in Spielweise und Gesangsduktus einen Moment lang zum Leben. Das melancholische Tom-Waits-Lied „Christmas Card from a Hooker in Mineapolis“ heißt bei Hechtel - mit freundlicher Unterstützung von Wolfgang Ambros eins zu eins übersetzt - „Weihnachtsgruß von aner Hur aus Gostnhof“. Doch damit das alles nicht zu heftig wird, flicht Hechtel in klugem Kalkül Nettigkeiten ein wie etwa „Hei, so eine Schneeballschlacht“ (die Älteren unterm Publikum erinnerten sich bestimmt an den 50er-Jahre-Hit der kleinen Cornelia Froboess) oder „Ich mach Bubu, was machst du?“ der Neuen-Deutschen-Welle-Giganten „Trio“.
Lesetexte wie Klaus Schambergers „Weihnachts-Graddi“ oder „Advent“ von Loriot passen wunderbar ins Gesamtkonzept, einer Art Kleinkunst-Christbaum mit vielen musikalischen Glanzlichtern und literarischen Überraschungsbonbons – wunderbar.