Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2007 24.11.

Les Derhosn

Die „Les Derhosn“ gastierten am vergangenen Samstag in der Kneipenbühne, und so hatte ein zahlreiches Publikum das finale Glück, die phantastische Gruppe als Trio zu sehen, denn leider verlässt Sängerin Michaila Kühnemann zum Jahreswechsel das seit langer Zeit überaus erfolgreiche Projekt, nicht ohne vorher im Schalander, in der Stadthalle Germering (zusammen mit Helmut Schleich) und im Münchner Frauenhofer noch einmal mit den „Les Derhosn“ aufgetreten zu sein. 
Intime Atmosphäre ist eine der großen Stärken von O’wei’ auch wenn Michi Marchner und Martin Lidl (die ab Januar 2008 zu zweit weitermachen) süffisant erwähnten, dass sie normalerweise in Stadthallen spielen „und die sind dann auch noch voll!“ – So hautnah wie in „der Kneipe“ wird man das großartige Ensemble jedenfalls nicht mehr zu Gesicht bekommen. 
Ebenso witzig wie intelligent, ebenso kurzweilig wie hintergründig unterhielten die Multiinstrumentalisten an Kontra- und Mariachi-Bass, an Gitarren, Perkussionsinstrumenten, Kazoo und Quetsche ihre Zuhörer und setzten dem Ganzen mit glasklarem dreistimmigem Gesang die Krone auf. Die Stücke – mit großer Leidenschaft, Akribie und Phantasie arrangiert, reichen vom Chanson bis zum zappaesk anmutenden Zwiefachen, von der Blödel-Ballade bis zum deutschen 30er-Jahre Schlager. Der im Text leicht veränderte Mackeben/Hesse-Song „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“ (1938 von Gustav Gründgens im Spielfilm „Tanz auf dem Vulkan“ gesungen) wirkte da ebenso aktuell wie die Zarah-Leander-Nummer „Nur nicht aus Liebe weinen“, bei der Michaila Kühnemann alle Register ihres Könnens zog. 
Nicht ganz so ernst ging es zu bei „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“, an dem Termin, an dem die geschmolzenen Polkappen die Hansestadt für immer verschwinden lassen – Die „Les Derhosn“ freuen sich schon, denn dann hat’s in München nicht nur Berge, sondern auch einen Strand – und in Oberweiling wird der alte Shanty-Viermaster gesichtet. „Es hängt ein Pferdeapfel an der Wand“ beinhaltete nicht nur einige intellektuelle Scherze, sondern endete in einem wahnwitzigen Jodelchaos.
Balladen über Mädels mit „ba-rauner Haut und ba-londem Haar“ oder die Geschichte vom „schönen Lidl“ waren zum Brüllen komisch – Lautmalereien wie die Worte „Wonka-Tonk“ und „Ka-Tonka-Tehner“ entpuppten sich im Verlauf eines Songs schon mal als „Wohnkarton“ und „Karton-Container“ – Man kann mit Schwärmen ebenso schier nicht aufhören wie das Publikum mit Zugabeforderungen.