Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2007 12.05.

Teetotallers

Irish Folk ist seit Jahren in der Kneipenbühne Garant für ein volles Haus. Da aber nicht immer dieselben Musiker, etwa Tòmas Lynch oder die Gruppe „Greenfield“ ihre Fans bedienen sollen, fiel in dieser O’wei'-Saison, die sich nun dem Ende zuneigt, im Februar die Wahl auf den phantastischen Kieran Halpin und am vergangenen Samstag auf die Neumarkter Band „Teetotallers“. Auch das eine kluge Entscheidung, wie sich herausstellte. Der charismatische Irlandfan Uwe Zapala (Vocals, Bodhran, Spoons, Guitar) hat mit Brigitte Gradl (Vocals, Flute, Accordion, Whistles), Christa Petritzky (Vocals, Guitar, Fiddle, Harp) und Pit Petritzky (Vocals, Guitar) nicht nur enthusiastische Gleichgesinnte um sich geschart, sondern die Truppe auch auf gutes Niveau gebracht. Die Glanzpunkte setzten allerdings der musikalische Gast und Freund Dieter Feist am Kontrabass (den alteingesessenen Kneipenbühnen-Fans vom legendären Hansi-Strahl-Orchester und der Band „Champagne Charly & the Lazy Bones“ bekannt) und die phantastische Geigerin und Sängerin Angelika Thiele.
So durfte man in der vollen „Kneipe“ vielen bekannten irischen Gassenhauern lauschen, die einen ganz eigenen Charme entwickelten. „Dirty Old Town“ zum Beispiel hat man bestimmt noch nicht mit einem derart groovenden Bass gehört. Uwe Zapala rückte durch seine sympathische Conference so manchen der Songs in ein fürs Publikum völlig neues Licht, erzählte etwas über die leidvolle Geschichte Irlands, wusste, dass der Ire schon mit Heimweh in der Seele geboren wird und wies auf die häufig sehr politischen Inhalte hin, etwa bei „Johnny I hardly knew you“. Wer den beeindruckenden Spielfilm „Johnny zieht in den Krieg“ (Dalton Trumbo, USA 1971) kennt, weiß wovon hier geredet wird. Beim herzzerreißenden „Poverty Knock“ fällt einem spontan der Roman „Die Überfahrt“ von Joseph O’Connor (das ist der Bruder von Sinéad) ein, zu „Derry“ die leidvolle Geschichte der nach Australien deportierten Iren. Damit es aber nicht gar zu traurig wurde, streute das sympathische Sextett – häufig ohne Vorwarnung und attacca - fetzige Jigs und Reels ein (irische Tänze) und das begeisterte Publikum weiß nun, warum der Ire mit steifem Oberkörper aber wirbelnden Beinen tanzt. Auch Songs wie „Right On“, „Fiddler’s Green“ (die Geschichte vom Himmel der irischen Fischer), ein Leprechaun-Witz (der auch mit einem Ostfriesen und einer guten Fee bekannt ist) und das unvermeidliche „Whiskey in the Jar“ machten den Abend zu einem Erlebnis der Spitzenklasse.

Und hier gibt's normalerweise einen kleinen Liveeindruck: leider aber war unsere hochgeschätzte Kamerafrau Heike gestern nicht mit von der Partie und ich hatte einfach keine Zeit, etwas aufzunehmen. Liebe Teetotallers, bitte nicht persönlich nehmen: das nächste Mal wird's bestimmt was mit einem Filmchen.