Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2007 03.03.

huljet!

Als sich vor knapp einem Jahr die Gruppe „huljet!“ in neuer Besetzung dem Publikum in O’wei’ vorstellte und der Kneipenbühne eine Weltpremiere bescherte, wurde es sehr schnell klar: mit Robert Hofmann, Bettina Ostermeier, Tobias Kalisch und Sandor Toth hatten sich vier Individualisten gefunden, deren Ziel es war, gemeinsam unerhörte musikalische Wege zu beschreiten. Die Messlatte der Virtuosen lag sehr hoch, wurde jedoch mit Bravour genommen - nicht zuletzt, weil sich das Quartett von Anfang an wunderbar verstand und eine harmonische Atmosphäre in das Publikum ausstrahlte, die ihresgleichen sucht. 
Am vergangenen Samstag nun – wieder vor vollem Haus – konnte man staunend erfahren, dass dies alles noch zu toppen ist. Musikalisch reifer, frecher und lockerer, präsentierte „huljet!“ eine Palette an Klängen und Rhythmen, die jeden tief in ihren Bann zog. Allein schon das Instrumentarium aus elektrischer und akustischer Gitarre, Oud und Handtrommel (Robert Hofmann), Klarinette, Bassklarinette, Sopransaxophon, Akkordeon und Gesang (Bettina Ostermeier), E- und Kontrabass (Tobias Kalisch) und Schlagzeug und Perkussion (Sandor Toth) ließ Zuhörermünder offen stehen, nicht zuletzt, weil jeder seine Gerätschaft perfekt beherrschte und selbst bei jagend schnellen Unisonoläufen präzise in Tempo und Rhythmus stimmte. Das Gegengewicht dazu bildeten relativ freie Improvisationen, wie ein großartiges Trommelduell. Und damit niemand auf die Idee kommen konnte, dass die „Weltmusik“ von „huljet!“ – bestehend aus jiddischer, ungarischer und arabischer Folkore, Rock und Jazz – etwas von akademischem Konstrukt beinhalten könnte, war das Ganze scharf gewürzt mit genau der richtigen Portion von Witz und Charme: Sandor Thoths Geschichte von seinem ungarischen Großvater und dessen bestem Freund Alajosch oder Robert Hofmanns Problem mit spanischen Grenzbeamten und zu langen Haaren etwa. Ein Konzept, ein Konzert, das von der ersten bis zur letzten Sekunde begeisterte. 
Wer von Bettina Ostermeier mehr hören möchte: die Kulturpreisträgerin tritt am 31. März mit der Gruppe „Feinton“ erneut in der Kneipenbühne auf.