Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Das interaktive Männerballett
Robert Hofmann ist dem O’wei’-Publikum seit vielen Jahren bekannt und ein Begriff für Qualität: ob mit der Weltmusik-Ikone Argile oder im Duo mit Dieter Weberpals, ob mit der Popband Jana oder seinem Jimi-Hendrix-Projekt, ob bei einem orientalischen Abend mit Märchenerzählerin und Bauchtanz - immer versteht er es auf sympathische Art und Weise, seine Zuhörer zu fesseln und zu begeistern. So auch am vergangenen Samstag in der Kneipenbühne. Mit seinem neuen Projekt, dem „interaktiven Männerballett,“ zeigte er, wie man auf höchstem Niveau nonverbal kommunizieren kann.
Der Witz und Charme der Musik drückte sich bereits in deren Titeln aus. So hieß eine Nummer der ganz in schwarz gekleideten Funk-Jazz-Metal-Weltmusiker zum Beispiel: „Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?“ - Offenbar eine ganze Menge potentieller Gäste, denn leider erlebten nur wenige Zuhörer die wirklich freie Musik des „interaktiven Männerballetts.“
Dabei passierte etwas ganz Besonderes: für den verhinderten Posaunisten Ralf Bauer sprang kein geringer ein als der weithin bekannte Saxophonist Achim Goettert (Trendsetter in der fränkischen Szene, Initiator der Gostner Jazztage, Begründer der Band Papa Skaliente). Goettert brillierte auf diversen Saxophonen und auf seiner Bassklarinette, deren Vielseitigkeit immer wieder verblüfft.
Goettert und Hofmann, zwei kongeniale Musiker, ließen ihren spontanen Ideen freien Lauf, und so durfte ein Stück schon einmal lockere 20 Minuten dauern. Dass das zu keiner Zeit als zu lange oder gar als langweilig empfunden werden konnte, ist eine wahre Meisterleistung, an der ein wunderbar gefühlvoll spielender und souveräner Schlagzeuger Charles Blackledge (Argile) ebenso Anteil hatte wie der ohne Ende groovende Bassist Igl Schönwitz an seinen vier- bis sieben- saitigen Elektrobässen. Überhaupt war die Bühne voll gestellt mit einer Vielzahl an Instrumenten: Hofmann hatte elektrische und akustische Gitarren dabei, arabische Trommeln und eine türkische Saz, mit der er einen Zaubermantel aus orientalischem Flair über Funkjazz-Grooves legte. Schade, solche Ereignisse verdienten eigentlich mehr Interesse.