Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2006 09.12.

Negerländer

Zuletzt boten die Negerländer in der vollen Kneipenbühne einen furiosen Auftritt. Diese Band – quasi seit der Gründung vor über 20 Jahren immer wieder gern gesehener Gast in O’wei’ - ist stets für Innovationen gut. Ob die vier gnadenlos gut aufeinander eingespielten Profis nun Kompositionen von Mozart bis Renee Olstead (Sentimental Journey, einst gesungen von Doris Day) interpretieren – auf ihre ganz unverkennbare Art und Weise, versteht sich – oder Eigenkompositionen, die Farbenvielfalt der Saxophone und Klarinetten überrascht ein ums andere Mal: es ist bei jedem Stück so, als würde das Wort „Klangreichtum“ immer wieder neu definiert. Dabei gibt es bei dem Quartett keinen, dem man musikalisch den Vorzug geben müsste. Trotzdem sind H. H. Bisswurm (Drums, Perkussion) und der Instrumentenkonstrukteur Heinz Grobmeier nicht nur optisch die Eckpfeiler des Quartetts: Bisswurm erfreut auf der einen Seite mit dadaistischen Gedichten, etwa der Zugreise nach Castrop-Rauxel, die aus Versehen in Geiselhöring endet. Er inszeniert ein kollektives Happening (das wunderbare Publikum spielt dabei auf einer Vielzahl von Kindertröten und sonstigen kuriosen Klangerzeugern und skandiert den tiefgründigen Text „Inside outside, good Golly, holy night“). Kulturpreisträger Grobmeier (Glasmusik) auf der anderen Seite führt selbsterfundene Klangkörper vor, bei deren sinnlichen Klängen einem der Mund offen stehen bleibt – von der schwingenden Blechplatte über ein Daumenklavier (auf eine Felltrommel montiert und elektrisch verstärkt) bis zum Schlauchsaxophon und dem „Dudel-du-Sack“ überrascht er die Zuhörer immer und immer wieder. 
Im Zentrum steht der Irlandfan Norbert Vollath, der alle Register des Klangreichtums seiner Bassklarinette zu ziehen weiß (von der Zirkulartechnik über Flageolettspiel bis zu gehauchten, fast unhörbaren sphärischen Tönen) und darüber hinaus wunderschöne Melodien erfindet (Waterghost), und Bertl Wenzl, Volksmusikant bei den Raithschwestern und „Blueser bei „Muck and his Swinging Buddies“, schnell und perlend an den Saxophonen, skurril auf der verbeulten Basstuba. 
Kurz gesagt: die Negerländer bereiten ihren Zuhörern in Oberweiling rundum höchstes Vergnügen und mit traumhaft musikalischer Qualität Genuss auf oberstem Niveau.