Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Ernst Schultz
Ernst Schultz debütierte am vergangenen Samstag mit seinem Programm „Dylan: deutsch“ in der gut gefüllten Kneipenbühne.
Schultz ist eine Ikone der deutschsprachigen Rockmusik, hat er doch zusammen mit „Ihre Kinder“ noch vor oder zumindest gleichzeitig mit Rio Reiser und Udo Lindenberg die Weichen für eine ab den späten Sechziger Jahren überaus fruchtbare musikalische Entwicklung in Deutschland gestellt. Entsprechend waren unter den Oberweilinger Gästen Freunde der ersten Stunde, wie etwa Ihre-Kinder-Gründer Jonas Porst, der als Betreiber des Tonstudios Hilpoltstein einst Scheiben von keinen geringeren als „Ton Steine Scherben“ und später „Extrabreit“ abmischte, Jürgen „der Hexer“ Ritter, der zusammen mit Schultz das Rock ’n’ Roll - Projekt „Johhny Glizzer und der blanke Neid“ pflegte, oder der langjährige „Ihre-Kinder“- Roadie Baby Jahnke, der - wie einst zu Beginn der 70er-Jahre bei einem Alexis-Korner-Auftritt in der Meistersingerhalle – mit einem Bluesharp-Solo brillieren durfte.
Schultz, kongenial unterstützt vom virtuos-filigranen Banjo-Picker Obi Bartmann und dem großartigen Bassisten Peter Tobolla, bewies in seinen Dylan -Interpretationen und –Übersetzungen seine große Liebe zum Detail. Er legte auf faszinierende Weise seine Stilsicherheit im Umgang mit der deutschen Sprache dar und half mit seinen zielgerichteten Hintergrundinformationen, die Entwicklung des wichtigsten Trendsetters der amerikanischen Folk- und Folkrock-Kultur besser verstehen zu lernen. Dabei kam es Schultz auch wesentlich darauf an, die politische Seite Bob Dylans zu beleuchten: hier durften natürlich „Masters Of War“ (Meister der Angst) ebenso wenig fehlen wie „Talking World War III Blues“ aus dem Jahr 1963. Beide Songs wurden unglaublich präzise und dennoch im Sprachduktus absolut überzeugend übersetzt. Weitere Aspekte aus Dylans Schaffen, seine gefühlvollen Liebeslieder wie „I’ll Be your baby tonight“ aus der LP „John Wesley Harding“, Stellen aus seinem Buch „Tarantula“ oder Songs, die von anderen Musikern zu Hits gemacht wurden wie „All Along The Watchtower“ rundeten das Gesamtbild eines spannenden und hörenswerten Abends ab. Das musste nicht nur Dylanfans begeistern, sondern konnte auch durchaus dazu dienen, eine Menge neuer Dylan-Liebhaber zu rekrutieren.