Veranstaltungskritiken

Voimme laulaa, mutta vain tiistaisin  – Wir können singen, aber nur dienstags … Na ja, das stimmte nicht ganz, denn das O'wei-Debüt von "Local Vicinage", einer "örtlichen Nachbarschaft", fand an einem Samstag statt, nämlich dem vergangenen. Nein, die Band sang nicht durchwegs finnisch, sondern nur zum Finish eines interessanten Konzertabends, der von Stunde zu Stunde spannender wurde. Das Quintett führte sein gutgelauntes und zahlreiches Publikum durch einen "Melancholic-Unpop-Event", bei dem es laut Sänger, Keyboarder und Mastermind Ruediger Schröttner nur so von Premieren wimmelte. Da war zum Beispiel zum ersten Mal der vorzügliche Bassist Daniel Ring dabei. Premiere Nummer zwei: Daniel Ring war auch zum letzten Mal dabei – er zieht nach Karl-Marx-Stadt (derzeit wieder "Chemnitz"). Das ist ein Jammer.

Übrigens hörten sich die fünf bei ihrer finnischen Polka ein wenig an wie die "Leningrad Cowboys" – kein Mensch würde auf die Idee kommen, die schräge Kaurismäki-Kultband jetzt "Sankt-Petersburg-Cowboys" zu nennen. Aber das nur am Rande. Es hagelte Ferrero-Küsschen (dieser Artikel beinhaltet Produktplazierung) für interessante Publikumsbemerkungen, und es frühlingsregnete intellektuelle Erklärungsversuche für die Texte einer meditativen Musik, die sich fernab vom Mainstream bewegt, an den Hörgewohnheiten kratzt und vor Harmoniereichtum nur so strotzt. Cellistin Julia Hartel (auch Gesang und Keyboards) spielte mit großem Ton, Schlagzeugerin Andy Säuberlich ebenso zurückhaltend wie zuverlässig, der den Kneipenbühnenfrequentierern wohlbekannte Irish-Folk-Fan Armin Wolfermann zeigte sich auf E-Gitarre und Mandoline von einer ganz neuen Seite.

Unterm Strich: Musik, gegen den Strich gebürstet; ich wünsche der sympathischen Truppe viele Auftritte wie den in O'wei. Das würde Mut machen, Routine bringen und die Qualität auf das nächsthöhere Level heben können. Daumen hoch, Daumen drücken!

Fotos und Filme von Golly