Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2006 20.05.

Sunny Bottom Boys

Die "Sunny Bottom Boys" gastierten am vergangenen Samstag in der vollen Kneipenbühne mit einem schier unermesslichen Repertoire an Westernswing, Hillbilly, frühem Rock'n'Roll, Bluegrass und Countrymusik. Das Quintett, das seinem Namen dem wunderbaren Coen-Brüder-Spielfilm "Oh Brother Where art Thou" verdankt, hat eine Menge Fans - und das zurecht: denn allein schon die Besetzung mit Kontrabass, minimalistischem Schlagzeug (Snare, Cajon und Waschbrett) 5string-Banjo, Mandoline und (Slide)Gitarren erweist sich als ein wahrer Genuss. Absolutes Highlight der Band ist jedoch der sauber gesetzte dreistimmige Gesang, mit dem die fünf Jungs aus der Latzhosenfraktion durchgehend aufwarten können. 
Country - so mancher rümpft allein bei dem Wort die Nase - ist uns in Deutschland ja seit Urzeiten durch solch schreckliche Erscheinungen wie Truck Stop verleidet, scheint aber soeben weltweit auf unerhörte Art und Weise die Ohren des Publikums zu okkupieren: Mark Knopfler (Dire Straits) and Emmylou Harris haben unlängst mit "All the Roadrunning" ein bemerkenswertes Country-Album veröffentlicht, Bruce Springsteen ist mit "We shall Overcome", einem American-Folk-Programm, auf Tour und covert in lupenreinem Countrysound mit einer Art Partyband Songs der Protestsonglegende Pete Seeger, Van "The Man" Morrison verwirrt mit seinem neuen (Country-)Album "Pay The Devil" seine Blues- und Rockfans, und immerhin durften die abstiegsgefährdeten "Texas Lightning" für Deutschland beim European Song Contest antreten und haben erwartungsgemäß mit einem 15ten Platz Malta weit hinter sich gelassen. Na ja, hier war der Titel "No no never!" wohl Programm. Die Musik der "Sunny Bottom Boys" scheint jedenfalls mit 100 Prozent im Trend zu liegen. 
Auch wenn die Band um den Multiinstrumentalisten Scotty Schober - zugegeben mit einem Augenzwinkern - meinte, ein Stück deutschsprachige "Rock'n'Roll"-Geschichte anschneiden und Peter Alexanders "Ich zähle täglich meine Sorgen" zum besten geben zu müssen, auch wenn sie Huddy Leadbetters "On A Monday" Johnny Cash und Bob Dylans "You Ain't Going Nowhere" den Byrds zuschrieb, tat das der Stimmung in dem dreistündigen Mammutkonzert keinen Abbruch. Und so mussten die "Unermüdlichen Fünf" mit einem Überraschungsgast an der Bluesharp dem ebenso unermüdlichen Publikum obendrein noch mehrere Zugaben spielen.