Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2018 22.09.

Jazzpack

Eine Band, die nicht als feste Formation auftritt, sondern sich nur sporadisch trifft, um miteinander zu musizieren, geht das Risiko ein, auf dünnem Improvisationseis einzubrechen. Es sei denn, die Combo besteht aus so hochkarätigen Musikern wie es die Mitglieder von „Jazzpack“ sind, einer Formation, bei der sich jeder der Beteiligten aufgrund von Routine und internationaler Ausbildung als hieb- und stichfest erweist und mit hoher Virtuosität aufwarten kann.
Das Quintett, das sich am vergangenen Samstag zu einem „freundschaftlichen fränkischen Wochenende“ in der Frankenenklave Kneipenbühne traf, konnte ohne jede Mühe das Packeis brechen, das sich zwischen Jazzbands und dem durchschnittlichen Oberpfälzischem Publikum über Jahre hinweg immer wieder neu bildet –Jazz: „Igitt!“ Schiefes Bild? Okay, eine andere Metapher:
Detlev Haimerl (Köln, Gitarre), Dirk Prignitz (Bonn, Saxophon) Horst Faigle (Nürnberg, Schlagzeug), Johnny Pickel (Nürnberg, Bass) und Ernst Kreuzmair (München, Keyboards) veranstalteten einen Sternmarsch durch die Gehörgänge ihres begeisterten Publikums. Ohrwürmer, unter anderem von Miles Davis, Herbie Hancock, John Coltrane oder George Benson standen auf dem Programm (und eine Eigenkomposition von Detlev Haimerl, die sich erstaunlich gut in das Gesamtbild des Erlesenen einfügte). Dabei wirkten die Standards außerordentlich frisch und mitreißend – eben nicht eingeübt, sondern von Könnern in jedem Moment frisch erschaffen. Und um Abwechslung zu den Instrumentals zu schaffen und (vielleicht) das Publikum nicht zu überfordern, setzte „special guest“ Elke Weidner (Erlangen, Gesang) mit Nummern von beispielsweise Billie Holiday oder Paul McCartney (I'm Gonna Sit Right Down And Write Myself A Letter, Komposition: Fred E.Ahlert, Text: Joe Young) Glanzpunkte, die in alle Richtungen Funken versprühten und die aus den Fugen geratende Welt vielleicht für ein paar Stunden an einem ganz kleinen O'wei-Ort für ein paar ganz wenige Menschen ein ganz klein wenig positiver erscheinen lassen konnte. Das gibt Kraft. Thanks a lot, „Jazzpack“.