Veranstaltungskritiken

Als vor über zehn Jahren im Rahmen der "Freien Bühne" vier wie Hühner gackernde Mädels im Haus- bzw. Putzfrauen-Outfit die Oberweilinger Bühne stürmten, glaubte wohl niemand der handverlesenen Gäste ernsthaft daran, dass das der Beginn des stetig anwachsenden Erfolgs eines ebenso sympathischen wie erfolgreichen Damenquartetts sein würde - nun, die Jahre sind ins Land gegangen und haben selbst die größten Skeptiker eines Besseren belehrt: In der überfüllten Kneipenbühne brillierten die Pertussis am vergangenen Samstag mit tollem mehrstimmigem Gesang, einer Vielzahl von geschmackvoll eingesetzten Musikinstrumenten, und so ganz nebenbei führten sie ihr Publikum an einem feinen roten Faden auch noch durch einen kabarettistischen Plot, in dem sie sich als Fachverkäuferinnen ihres Rundum-Sorglos-Marktes darstellen. 
Musikalisch gereift (wer mag ermessen, wie viel Arbeit hinter solch klugen Arrangements steckt!), machen sie kein Hehl daraus, dass viele ihrer Wurzeln bei der phantastischen französischen a-capella-Band Èvasion zu finden sind. Hauptsächlich versehen sie jedoch Ohrwürmer der Popgeschichte wie "Me and Bobby McGhee" mit neuen intelligent-witzigen Texten ("Mei Schweinehund und I"), haben aber auch sardische Folklore im Programm, das sich manchmal in zwei- bis eindeutigen Wortspielen ergeht wie in "Lack me". Dann wiederum schießen sie Feuerwerke der absurden Einfälle ab - sehr valentinesk etwa der Phasenprüfer-Sketch. Die Versatzstücke können aber auch auf die leichte Schulter genommene und dennoch ernste autobiographische Züge tragen, etwa bei Cilli B.H.s merkwürdiger Dauermüdigkeit. Dass jede einen anderen Dialekt spricht, ist für das Gesamtbild nur ein nettes Beiwerk. 
Dabei kommt das neue Pertussis-Programm mittlerweile ohne jegliches weibliche "Macho"- Gehabe aus, hat es nicht mehr nötig, mit brachialen Geschmacklosigkeiten zu kokettieren oder unter die (männliche) Gürtellinie zu zielen - dennoch haben die Pertussis stets die herzhaftesten Lacher auf ihrer Seite. Das macht Cilli B. H., Ida Erdinger, Dr. mong. Ophelia Schussmüller und Lotta Leben - die Neue in der Runde - so sympathisch. Das Publikum jedenfalls war schier aus dem Häuschen.