Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2005 17.12.

Breeze The Creaze & His Flashy Flunkies

Wenn Josie gestern Abend in einem unserer Köpfe die erste Live-Präsentation des Gesamtkunstwerks aus Gefühltem, Erlebtem, Gedachtem, Fantasiertem gehört hätte! Erlebbar gemacht durch das im Grunde abstrakte Medium Musik und untermauert mit erstaunlich zurückhaltenden, schlichten Texten, scheinen die Geister derer, um deren Schicksal es hier geht, im Raum zu stehen.
Von Anfang an befindet sich der Zuhörer im Sog der mystischen Klänge, um dann mit dem bodennahen vielmehr untergründigen Geschehen konfrontiert zu werden. Der Blues geht unter die Haut, die berührenden Klänge von Gitarre, Bass, Perkussion, Didgeridoo und Bluesharp machen uns zu Empfängern für eine emotionale aber auch knallhart politische Botschaft. 
Viel Arbeit an den Instrumenten und Stimmen war nötig, um die CD "The Ballad of Josie" für ein Konzert umzugestalten. Alle drei Bandmitglieder haben sich musikalisch stark weiterentwickelt, was sowohl im stimmlichen Bereich, bei den komplizierten Läufen auf Bass und Gitarre als auch in der mitreißenden Rhythmik zu spüren ist.

Schwer zu entscheiden, nach welcher Gebrauchsanweisung diese Medizin für Herz und Verstand zu genießen ist: Soll man die Story zuerst kennen, dann die mit Charme und gefühlvollem Können vorgetragenen Songs hören und dabei den "Film im Kopf" vorüberziehen lassen? Wer noch die Chance dazu hat, könnte vielleicht erst einmal nur "Musik hören" und sich die Eigenkompositionen der drei eigenwilligen Musikerpersönlichkeiten Jule Weidinger, Henning Frank und Golly blank auf die Seele fallen lassen, um sich später mit den verschiedenen Facetten der Erzählung, die dahinter steckt, bekannt zu machen. Roman, Story, Geschichte und Historie, Dichtung, Kritik, schlichter Liedertext, Tanz, Blues, Instrumentalisierung und Interpretation fügen sich zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk. Man kann immer wieder von vorne und immer wieder anders auf das "Ding" zugehen: Die Gedanken (und Emotionen) tanzen Tarantella, bis ihre Füße blutig sind. Wer sich anhören möchte, wie zu alledem auch noch ein knarzender Mikrofonständer, ein Eierschneider, eine Pizzabox und ein Wok-Deckel ins Konzept eingebaut werden, der sollte sich schleunigst die CD besorgen.

(Katja Barinsky und Heike Berghofer)