Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2005 22.01.

Europayer

Die "Europayer" gaben am vergangenen Samstag in der Kneipenbühne eines der spannendsten Konzerte der über 23-jährigen Oberweilinger Veranstaltungsgeschichte. Die fünf Musiker Dieter Serfas (Schlagzeug,), Steve Tomlin (Stickbass), Gregor Platzer (6-string-Bass und Didgeridoo), "Schwarzmann" (Gitarre) und Martin Pirner (Tenorsax) haben sich auf Primzahlenrhythmen (7/8-, 11/8, 17/8- Takte etc.) spezialisiert; ihre Musik - "Folklore Imaginaire", eine Mischung aus Jazz, Weltmusik und Folkore - ist dementsprechend extrem groovebetont, mit einem wundervollen Gefühl für Melodien.
Dabei kamen dem Zuhörer die unerhört wilden Akzentuierungen und ineinandergreifenden rhythmischen Muster keineswegs gequält und übermäßig intellektuell vor; vielmehr wirkten die Kompositionen wie locker aus dem Handgelenk geschüttelt - als wären sie das Natürlichste von der Welt. Der charismatische Amon-Düül-Kämpe Dieter Servas erklärte auf anschauliche und sympathische Weise, auf welche rhythmischen Gegebenheiten der Zuhörer zu achten hatte. Beispiel gefällig?: "Der folgende Rhythmus ist ein Einundzwanziger, aber wir haben ihn nicht in dreimal sieben, sondern in fünf, sieben und neun aufgeteilt ..."

Die ebenso virtuose wie sympathische Band wirkte wie ein Zusammenschluss übrig-gebliebener Hippies -. mit Ausnahme des hochbegabten Saxophonisten Martin Pirner, der einfach noch zu jung ist, um in dieses Bild zu passen. Noch eine Ausnahme gibt es: laut Dieter Servas sind alle außer dem Engländer Tomlin "Europayer" - letzterer ist immer noch "Poundpayer". - Ein herrlich kurzweiliger Konzertabend; von den Europayern will man unbedingt mehr!