Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Chris B.
„Chris B. – der Blues hat einen neuen Vornamen“: Das Quartett um den Pianisten Christian Jung spielte am vergangenen Samstag in der Kneipenbühne und präsentierte eine Musik, die man vielleicht gerade noch als Blues bezeichnen darf. Sie hört sich zwar im ersten Moment an wie der von volkstümelnden Pseudomusikern vielfach missbrauchte wehrlose alte Herr der amerikanischen Musikgeschichte, entpuppt sich jedoch sogleich als etwas ganz anderes. Bei „Chris B.“, dessen Pianist Christian Jung unter anderem mit der namhaften afroamerikanischen Sängerin Jeanne Carroll gearbeitet und mit ihr zusammen einige Songs geschrieben hat, wirkt der Blues wie eine Larve, die sich während des Konzertes in einen seltenen, wunderschönen Schmetterling verwandelt. Kein langweiliges Akkordmuster, kein pubertärer Mybabyleftme-Text, keine blöde, sattsam bekannte Dreiakkorde-Gitarrenschrubber-Instrumentierung ist da zu hören, sondern ein filigranes Geflecht, das in alle Richtungen funkelnde Informationssplitter aussendet.
Na ja, das ist kein Wunder, denn die beteiligten Musiker sind allesamt von hoher Güte und bilden in der Geschichte der Kneipenbühne eine Art Allstar-Band. Da ist Anselm Gayler am Schlagzeug, den O’wei-Besuchern unter anderem bekannt von der legendären Band „Kerner’s Kombo“, da ist Udo Schwendler, ein Multiinstrumentalist, der, mit allen Wassern gewaschen, seit vielen Jahren zu den gern gesehenen Gästen in Oberweiling gehört, da ist Markus Rießbeck, einer der bemerkenswerten Saxophonisten der Nürnberger Szene – er gehört dem „Hot Klub“ an, einer Gruppe, die zu den Jahrzehnt-Highlights der O’wei-Geschichte zählte und sich neu formiert hat; und schließlich ist da der Initiator des Quartetts, Christian Jung, ein feiner Sänger und Pianist, der vor vielen Jahren dem O’wei-Stammpublikum zusammen mit der witzigen Band „BuB“ (Bayerns unbekannteste Band) schon einmal auf höchst sympatische Weise untergekommen ist. Alles in allem eine Freude. Klasse!