Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2004 09.10.

Sons Of The Desert

Am vergangenen Samstag spielten die "Sons Of The Desert" in der vollen "Kneipe". Auf metallisch schimmernden akustischen Instrumenten aus den 20er- und 30er-Jahren swingte sich das Quartett in die Herzen der Zuhörer. Allein die Resonnator-Ukuleles, -Banjos, -Gitarren, -Mandolinen und das imposante Sousaphon waren schon eine Augenweide. Dazu kam das Outfit der Wüstensöhne, die ihre Häupter und gleichermaßen ihre Liebe zu Stan Laurel und Oliver Hardy mit marokkanischen Fezen gekrönt hatten und sich dann und wann hawaiianische Blumenketten um den Hals legten. Dazu kam nicht zuletzt noch die hinreißende Diana Ponto, die zwar aus deutlich ersichtlichen Gründen (Hurra, der Blues bekommt in Kürze Nachwuchs!) keinen allzu anstrengenden Hulatanz aufs Parkett legen konnte, das aber mit Mimik, Gestik und einem virtuos gespielten Miniwaschbrett locker ausglich - dabei sah sie hin und wieder wirklich so aus wie die legendäre Daphne (Jack Lemmon in dem Klassiker "Manche mögens heiß"). Kurzum - das Konzert hätte auch ein Tauber genießen können ...

Aber all die Glücklichen, die des Hörens fähig waren, kamen in den Genuss eines Konzerts der Sonderklasse, dessen Schwerpunkt auf Swingjazz, Hula- und Vaudeville-Blues, aber auch ganz besonders auf Hokum-Blues lag, jener kraftvollen Musik mit den nicht ganz jugendfreien Texten, zu der man tanzen, bei der man sich wohlfühlen kann und die auch nicht so eingefleischte Fans in ihren Bann zieht. Groovebetonte virtuose Soli und ein betörender Gesang (nicht nur von Diana Ponto), manchmal mehrstimmig, machten den Abend zu einem Erlebnis. Bluesmusiker aus der Neumarkter Gegend hätten eigentlich verpflichtet werden müssen, sich dies anzusehen, um eine Chance zu bekommen, ihren eigenen Stellenwert zu überprüfen. Das Publikum jedenfalls war schier aus dem Häuschen, weil sich ein musikalisches Juwel ans andere reihte (die Musiker beziehen ihre Quellen angeblich aus alten Schellackplattensammlungen) und weil es gegen Ende auch noch eine kleine Session gab. Oh, mehr davon!