Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2002 19.10.

Negerländer

Zuletzt gab es in der gut gefüllten Kneipenbühne die „Negerländer“ zu erleben. In atemlosem Tempo führten die drei Holzbläser (Saxophone, Klarinetten, Eigenkonstruktionen und anderes) Heinz Grobmeier, Bertl Wenzl, Norbert Vollath und der Drummer HH Bisswurm ihr Publikum durch alle möglichen musikalischen Epochen und Regionen. Farbe brachte da nicht nur der mit allen möglichen Utensilien bepackte Bisswurm ins Spiel, der zum Beispiel zu einem hinreißend duftigen Arrangement eines Tanzes aus der Oper „Orpheus in der Unterwelt“ vom Erasbacher Christoph Willibald von Gluck Gedichte vortrug - selbst verfasst versteht sich und höchst dadaistisch angehaucht - oder mit blauen Badeschlappen auf drei gestimmten Plastikröhren einen 10/8tel-Takt intonierte. Zwei Orgelpfeifen im Quartabstand - von Bert Wenzl geblasen - dienten als Bordun unter einem Klangteppich, den Heinz Grobmeier auf der Sufi-Quetschkommode legte, über dem wiederum Norbert Vollath auf dem Sopransaxophon in aberwitzigem Tempo und mit Zirkulartechnik absolut frei intonierte. Überhaupt haben die vier die Begabung, ihre Zuhörerschaft ständig auf Spannung zu halten – wunderschön harmonische, volksmusikartige Musikschnipsel wechseln ab mit  atonalen, chaotisch anmutenden Parts, die aber wie von Zauberhand immer genau auf den rhythmischen, melodischen und harmonischen Punkt kommen – hier sind vier wahrhaft gleichberechtigte Virtuosen am Werk, deren musikalische Ideen in alle Richtungen sprühen und funkeln – phantastisch!