Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
Herrmann Frauenmagd
Wie schon in den Jahren zuvor beglückte (?) uns am Rosenmontagabend im Rahmen der „Freien Bühne“ ein Anhänger von Spontanauftritten. Im vergangenen Jahr war dies das Duo „Beck von Kamen“, zwei Jahre zuvor nervten uns „Jingle-King und Jungle-Kong“. Diesmal erklomm ein gewisser Herrmann Frauenmagd das in aller Eile aus einem Keyboardständer zusammengebastelte Rednerpult, ein Möchtegernpolitiker, der eines fernen Tages gerne Bundeskanzlerin werden möchte. (Es sei hier verschwiegen, welcher Partei er dann anzugehören die Intention hat.)
Frauenmagds Thema war das verschiedentlich angesprochene 00-Problem bei Transgendern und Transgenderinnen. Er schlug als Lösung vor, dass neben den Männeraborten auch Toiletten für Männinnen eingerichtet werden sollten und entsprechend neben den Frauinnentoiletten (für weibliche Menschinnen mit femininen Geschlechtsmerkmalen) auch Frauenlokusse (für weibliche Menschen, die lieber Mann sein wollen oder bereits zu einem solchen geworden sind). Das höre sich zwar kompliziert an, das sei es aber nicht, und mit dieser Unterscheidung werde eigentlich (!) allen Spielarten der Natur Genüge getan. Allerdings solle man/frau das sprachlich ungeschickte Herr und Herrin vermeiden (da es etwas ganz anderes bedeute). Ebenso unmöglich wirke Dame und Damerich. Also nicht Herren- und Herrinnenklos und auch nicht Damen und Damerichetoiletten … das wäre einfach nur herrlich dämlich. „Aber so ganz nebenbei“ – er wies mit dem Zeigefinger hinter sich: „was sich reimt, das stimmt!“ (Wir hatten Frauenmagd nicht daran hindern können, vor seinem Auftritt ein fünfeinhalb Meter breites und zweieinhalb Meter hohes Transparent an der Rückwand der Bühne aufzuspannen, das die Aufschrift „Recht auf Geschlecht“ trug – in extrabreiten Lettern, versteht sich.
Als nächstes schlug er vor, in Deutschland alle Nachnamen mit Geschlechtsmerkmalen zu versehen: schließlich sei das in nordischen Ländern und im slawisch-russischen Sprachraum gang und gäbe, gangin und gäbin und „gangginggang“ (siehe hierzu den Tierpsychologen Konrad Lorenz und seine Ganter, Gänse, Transganter und Kranztänzerinnen). Als Beispiel nannte Frauenmagd Sacharow und Sacharowa, Becherov und Becherovka, Zacharias und Saccharin (na ja, schlechtes Beispiel!), Björk Guðmundsdóttir (dóttir = Tochter) und Hans Christian Andersen (sen = Sohn). Dementsprechend müsse dann die FDP-Politikerin Sabine Leuheusser-Schnarrenberger Leutheusserin-Schnarrenbergerin heißen und unsere Bundeskanzlerin Merkelin (Bitte nicht falsch aussprechen: also nicht wie wie „Gluten“, wenn man kein Lateiner ist). Seehofer könne so bleiben, schließlich habe er schon ein „er“ hinten, das gleiche gelte für Söd. Ganz einfach sei es auch bei Kretschmann und seiner Frau, der Kretschfrau, schwierig hingegen werde es, wenn jemand beispielsweise Trittin heiße – da müsse man nachdenken, ob man hinten einfach ein „er“ dranhängen dürfe: Grüner Trittiner klinge nämlich wie ein österreichischer Glykolwein. „Und wer will den schon!“
Apropos Aussprache: Frauenmagd moniere ganz entschieden die Schludrigkeit vor allem in der SPD, deren Redner allzu oft statt des erwünschten „Liebe Genossinnen und Genossen“ in der Eile mehrere Buchstaben verschluckten. Das Resultat höre sich dann an wie „Liebe Genossndgenossen“. So gehe es jedenfalls nicht! Ganz und gar nicht wünschenswert sei das ebenfalls in der SPD fallengelassene „Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder“. Das Wort sei unumstößlich ein Neutrum: „Das (!) Mitglied“. „Der mit Glied“ habe eine ganz andere Bedeutung und führe ohne Umstände in schlüpfrige Bereiche. Da müsste man dann unterscheiden zwischen "der Mitglied" und "die Mitklit", oder man müsste Mitglieder und Ohneglieder sagen oder gar Mitgliederinnen und Mitgliederaußen. (Ich breche hier den Bericht ab. Frauenmagds Geschwurbel wurde immer unerträglicher!)
Nach seinem mehr als drei Stunden dauernden Vortrag (ohne Pause!) erzählte mir der Referent bei einem Beruhigungsbier, er selbst heiße eigentlich Männerknecht mit Nachnamen, da er sich aber zum anderen Geschlecht hingezogen fühle, habe er sich in „Frauenmagd“ umbenennen lassen; seinen Vornamen Herrmann jedoch in „Damefrau“ abzuändern, sei ihm nicht gestattet worden. Daran sehe man/frau, wie man/frau allein schon auf dem Einwohnermeldeamt diskriminert werde, nur weil man/frau anders sei.
Nun gut. Wenn er/sie es meint …