Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2002 19.01.

Tomàs Lynch

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Stattdessen die Ankündigung:
Der irische Sänger, Gitarrist und Dudelsackpfeifer Tomàs Lynch spielt alte und neue Songs seiner Heimat. Aber wie! Wer das lahme Gesäusel eines folkloristischen Alt-Herren-Vereins erwartet, wird ebenso angenehm enttäuscht sein wie jene, die mit Whiskey- seligem Gegröle rechnen. Statt dessen präsentiert sich Lynch mit modernem, kraftvollen Gitarrenspiel und einer glasklaren Stimme, deren Charme man sich nicht entziehen kann. Sicher, der unvermeidliche „Wild Rover“ wird mit von der Partie sein und „Whiskey In The Jar“ gibt es auch, aber beides im überraschend neuen Gewand: der eine Song gefühlvoll und doch ohne Schmalz, der andere atmosphärisch dicht und trotzdem mit ironischer Distanz. Dies jedoch ist nur eine Seite des facettenreichen Barden. So blitzt blanke Schelmerei aus Tomàs Lynchs a-capella vorgetragenem „Irish Jubilee“, einem rasend schnellen Wortschwall über Zustände und Ereig-nisse auf einer Fête. So erweist sich Lynch als ein Brite, der wirklich mit der Tin Whistle (jener normalerweise furchtbar schrillen Blechflöte) umgehen kann: virtuos bietet er eine kleine Tanzsuite aus Air, Hornpipe und Reel dar. Und schließlich seine Uileann Pipes (das ist ein Dudelsack - keiner mochte ihn... bisher!) - endlich einmal klingen die mit Blasebalg betriebenen Schalmeien nicht wie gefolterte Aliens, sondern erzeugen eine spannungsgeladene Ambivalenz zwischen traditionellen Weisen und experimenteller Neuer Musik.