Veranstaltungskritiken
Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:
David Blair
Sein Vater ist ein quirliger Jamaikaner, seine Mutter eine grasbodenständige Ukrainerin, aufzogen in Vancouver (Kanada), lebt und wohnt er in Berlin, erweist sich also als ein echter Globalisant [sic!] Es geht um den sympatischen Singer/Songriter David Blair, der am vergangenen Samstag nach fünf Jahren wieder die Kneipenbühne beehrte – zum zweiten Mal.
2014 war er gerade einmal in Deutschland angekommen; damals zeigte sich der Globetrotter-Abenteurer – im Gegensatz zu jetzt – der Sprache nicht einmal ansatzweise mächtig, strahlte bei seinem Debüt in O'wei trotzdem einen phänomenal positiven Zauber aus.
Können sich die Programmgestalter der Oberweilinger Kulturoase wieder einmal – wie so oft zuvor – einen Orden für das Entdecken außergewöhnlicher Künstler anheften? Aber ja! Schließlich war Blair ein paar Jährchen nach seinem Kneipenbühnen-Einstand kurz davor, richtig berühmt zu werden – hatte er doch einen Auftritt bei TVOG (was immer diese Abkürzung bedeuten mag – vielleicht "Traditions-Vereinigung Oberösterreichischer Großzuckerhändler" … oder doch "The Voice Of Germany"?) und schaffte es unabhängig davon mit einem seiner zum Niederknieen gefühlvollen Songs unter die Top100 der deutschen Popcharts. Schön.
Zurück zum David-Blair-Flair. Der umwerfende Womanizer (seit unlängst glücklich verheiratet; Pech für euch, liebe Schmachtfrauen) stellte seine Lieder der vergangenen fünf Jahre vor, eines gar auf Deutsch. Sowohl auf dem Keyboard als auch auf der Gitarre überzeugte der Sänger mit der samtweichen Stimme sein zahlreiches Publikum. Dabei hatte es am Anfang so ausgesehen, als ob die Zuhörer mit sehr privaten, eher belanglosen persönlichen Informationen zugetextet werden würden – was über kurz oder lang – nein, eher über kurz zu Langeweile hätte führen müssen. Aber dann – war das Kalkül? – legte Blair los: mit Tanzeinlagen, irren Grooves auf der Rhythmusgitarre, umwerfenden Medleys, beispielsweise einem, das seinen großen Vorbildern (Prince, Jeff Buckley, David Bowie und George Michael – alle verstorben) huldigte. "It goes like this!"
Dass seine Stimme mit der von James Blunt verglichen wird, gefällt ihm nicht. Allerdings kann er das Gesäusel des britischen Liedermachers erstaunlich gut imitieren, was durchaus dem Vergnügen des Auditoriums frommt.
Tja, was gibt es sonst noch zu sagen? Wenn Musik ein wohlschmeckendes Marmeladen- oder Eierbrotverbotbrot gewesen wäre, dann könnte David Blair dafür gesorgt haben dass … ach, die Metapher haut nicht hin. Marmelade ist manchmal weniger Schall als Rauch! Wunder(ent)spannend war das Konzert jedenfalls. Und gut.
Fotos und Filme von Golly