Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

2016 16.01.

Stefan Grasse

Stefan Grasse ist seit über zwanzig Jahren immer wieder gern gesehener Gast in der Kneipenbühne. Ob zusammen mit Lizzy Aumeier, Sandor Toth, Jürgen Hölzlein, Tilmann Uhl, Martina Grams, Tobias Kalisch, Radek Szarek, Tomasz Radomski, Izabella Effenberg, Bettina Ostermeier, Stefano Renzi, Julia Kempken oder wie am vergangenen Samstag solo – immer ist er Garant für wunderbar entspannte Musik und launige Geschichten. So erzählte er von seinem Besuch im Argentinischen Rosario, wo er nach dem Geburtshaus von Che Guevara fragte, man ihm aber lieber das Zuhause von Diego Maradona und Lionel Messi zeigen wollte. Der international renommierte Musiker – seine Tourneen führten ihn nach Argentinien, Australien, Österreich, China, Tschechien, England, Ungarn, Mazedonien, Italien, Irland, die Niederlande, Polen, Schottland, Slowenien, die Türkei, in die USA und immer wieder ins O’wei  – stellte am Samstag seine neue Scheibe „Brisas de mar“ („Meeresbrisen“) vor und nahm die Zuhörer mit auf eine akustische Reise nach Spanien und Lateinamerika. Grasse interpretierte Flamenco-Musik, spielte Sambas, Bossa Novas, Sons, Tangos Nuevos, aber auch Valses Musettes. Dabei verbeugte er sich vor großen Vorbildern wie Baden Powell, Antônio Carlos Jobim aber auch Pat Metheny, dessen Arrangement einer Beatles-Komposition (And I Love Her) er als Zugabe brachte. Dazwischen brillierte er mit manchmal sehr persönlichen, oft melancholischen Eigenkompositionen, so auch mit dem „Tango di Chat Noir“, einer Hommage an Astor Piazzolla. Das Stück brachte ihm übrigens eine Menge You-Tube-Clicks ein, wohl weil, wie Stefan vermutete, die User etwas über den Pariser Nachtclub „Schwarze Katz“ erfahren wollten. Auch Premieren hatte er im Gepäck wie „Boats Of Hope“, ein im Grundtenor optimistisches Lied für Flüchtlinge aus Eritrea. Mit ein paar von ihnen feierte er Weihnachten und lauschte unvorstellbaren Reiseberichten, die ihn zu einer Komposition anregten. Die wenigen Zuhörer jedenfalls durften einen reichen, virtuosen und stets spannenden Konzertabend genießen, der jedem noch so drohenden Schneegestöber mit angenehm wärmenden Meeresbrisen aus allen Himmelsrichtungen trotzte.