Veranstaltungskritiken

Würdigung vergangener Veranstaltungen in der Kneipenbühne:

1997 13.09.

Langer Bach

Zuletzt gab das Quartett „Langer Bach“ sein Debüt in O’wei’. So gespalten wie die Publikumsreaktion zeigte sich auch die Präsentation der Band. Da sind einerseits vier gediegene Musiker: Besondere Erwähnung verdient der erst 17jährige Bassist André Langer, aber auch sein älterer Bruder Olli besticht durch sein melodiöses Gitarrenspiel und seine voluminöse Stimme. Stefan Seegel, der für die klugen Arrangements verantwortlich zeichnet, ist am Schlagzeug ebenso versiert wie am Akkordeon, und Armin W. Bach schließlich, Komponist und Texter der Gruppe, bringt mit seiner Stimme, seiner Gitarre, seinem Akkordeon und seinen Kurzgeschichten Farbe ins Geschehen. Da „Langer Bach“ erst seit einem halben Jahr zusammen spielen, beinhaltet das Programm auch noch englischsprachige Songs wie den 40er-Jahre Gewerkschafterblues „!6 Tons“ von Big Bill Broonzy etc. Die werden sauber, vielleicht etwas zu brav, interpretiert. 
Bei den Texten der Eigenkompositionen nun scheiden sich die Geister - es ist schon lobenswert, Mißstände jeglicher Art anzuprangern, an Missbrauch von Kindern und an Hinrichtungen in Afrika zu erinnern, aber das geschieht bei „Langer Bach“ doch zu oft mit der gefürchteten LHM (Liedermacher-Holzhammer-Methode), bei der ständig ein imaginärer aber dennoch mächtiger Zeigefinger drohend im Raum schwebt. Da bleibt die positive Power, die man sich als Zuhörer gerne für die nächste Woche mit nach Hause genommen hätte, schnell auf der Strecke. Armin W. Bach braucht sich nicht damit zu brüsten, dass manchmal Zuschauer vor dem Konzertende gehen, denn Besucher von Kleinkunstveranstaltungen haben im Allgemeinen schon ein recht ausgeprägtes Bewußtsein: die wollen nicht unbedingt das hören, was sie sowieso schon wissen (und ändern möchten) und sich womöglich noch schuldig daran fühlen. Geradezu peinlich wird’s,  wenn von der Bühne, von oben herab, gefragt wird, ob der Zuhörer denn das gerade Gesagte auch verstanden habe. Nein, Herr Lehrer. Setzen.